Archiv der Kategorie: Allgemein

Einladung Dista-Vorträge und Vernetzungstreffen 2019 In Klagenfurt

am 15. und 16. November finden an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt ein DiStA-Vernetzungstreffen und als Rahmen dazu eine Reihe von Vorträgen statt.

Die Dista-Vorträge sollen unter dem Überbegriff der „Räume“ auf die Herstellung von dis/ability im Kontext diverser – im weitesten Sinne gedachter – Räume fokussieren. Ein Aspekt ist die Aneignung von Raum, auf welche sich Praktiken der Behinderung über defizitorientierte Zuschreibungen und Ausgrenzungsprozesse in verschiedenen Sozialisationsinstanzen auswirken. Nähere Informationen und das Programm sind über diesen link ersichtlich: https://dista2019.uniability.org/

Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Arbeitsbereiches Sozialpädagogik und Inklusionsforschung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, des Studiengangs Disability & Diversity Studies der FH Kärnten, des Beratungs-, Mobilitäts- und Kompetenzzentrums (BMKz) sowie des Accessibility Office der AAU.

Wir bitten um Anmeldung zur Veranstaltung bis zum 28. Oktober 2019, gegebenenfalls mit Anmerkungen zu Bedarfen im Rahmen der Barrierefreiheit (Gebärdensprachdolmetsch …). Sollten Sie nur an einem Tag anwesend sein können, so ersuchen wir auch um Informationen dazu. 

Anmeldung und etwaige Fragen bitte an diese Adresse senden: dista@bmkz.org

Wir freuen uns auf anregende Vorträge und das Vernetzungstreffen in Klagenfurt

Susanne Dungs, Andreas Jeitler, Ernst Kočnik, Rahel More, Katharina Salzmann, Marion Sigot, Mark Wassermann

IFO-Tagung in Wien/25.-28.2.2020

Die 34. Jahrestagung der Inklusionsforscher*innen (IFO) findet von 25. bis 28.2.2020 statt; sie wird von der Universität Wien, der Pädagogischen Hochschule Wien und der Bildungsdirektion für Wien gestaltet. Sie trägt den Titel „Grenzen.Gänge.Zwischen.Welten“: Grenzen, die innerhalb und außerhalb der Integrations- und Inklusionsforschung gezogen werden; Welten, die dadurch entstehen, geschaffen oder verunmöglicht werden und Gänge, die zur Überbrückung oder Überwindung von Grenzen oder zum Ausweg aus abgeschotteten Welten beschritten werden (sollen). Vieles bleibt aber auch in einem Dazwischen – und soll dementsprechend ebenso Raum in unseren Diskussionen finden können. Details zum Call for Papers können dem beigefügten pdf entnommen, aber auch auf unserer Website aufgerufen werden. Diese findet sich hier: https://ifo2020.ssr-wien.at

Die Anmeldung zur Tagung ist ab sofort und bis einschließlich 10.2.2020 auf der Tagungs-Website möglich. Wir behalten uns vor, die Anmeldung vorzeitig zu schließen, sofern die zur Verfügung stehende maximale Teilnehmer*innen-Anzahl erreicht wurde.Die Einreichung von Abstracts ist ab sofort und bis einschließlich 14.10.2019 über die Tagungs-Website möglich.Die Slots für die angenommenen Beiträge sind mit 60 Minuten (maximal 30 Minuten Vortrag und mindestens 30 Minuten Diskussion) veranschlagt, um Austausch zu ermöglichen und in Diskussion treten zu können. Damit dies verwirklicht werden kann, kommt ein Peer-Review-Verfahren (double blind) zum Einsatz. Die eingereichten Abstracts sollten unbedingt folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Bezugnahme zum Tagungsthema
  • Welche inhaltlichen oder strukturellen Spannungsfelder, Herausforderungen und/oder Dilemmata
  • kommen in dem eingereichten Paper zum Tragen?
  • Zu welchen offenen Fragen oder diskussionswürdigen Aspekten möchten Sie sich mit dem Publikum in
  • ihrer Session austauschen?
  • Um welche Art von Beitrag handelt es sich? (empirischer Beitrag, nicht-empirischer Beitrag, sonstiger
  • Beitrag – z.B. Projekt, Konzept, andere Überlegung)
  • Wie ist der Stand der Arbeit in Ihrem Beitrag? (z.B. Projektvorhaben, konzeptionelle Überlegungen, noch
  • laufendes Projekt, Diskussion von Endergebnissen)
  • Fügen Sie den Abstracts Literaturangaben bei.
  • Die Tagungsbeiträge selbst können gerne unkonventionell und kreativ gestaltet werden.
  • Neben dem klassischen Vortragsformat können auch Poster und Symposien eingereicht werden.
  • Wir möchten bereits im Vorfeld darauf hinweisen, dass für Beiträge, die angenommen wurden, gebeten wird, die dazu
  • notwendigen Präsentationen bis zum 17.2.2020 zu übermitteln, damit diese an Gebärdensprach-Dolmetscher*innen zur
  • Vorbereitung weitergeleitet werden können.

Für Rückfragen sind wir unter support@ifo2020.at erreichbar.
Wir freuen uns auf Sie/Euch und Ihre/Eure Beiträge!
Die Veranstalter*innen

Uni Wien: Michelle Proyer, Gertraud Kremsner und Florentine Paudel

PH Wien: Bernhard Schimek und Rainer Grubich

Bildungsdirektion Wien: Regina Grubich-Müller

CRIP CONVENTION VIENNA /19. & 20. Sept

CRIP IST ANTI-ASSIMILATORISCH UND STOLZ DRAUF.“
(Caitlin Wood, Criptiques)

Die Crip Convention Vienna versammelt Künstler*innen, Autor*innen, Wissenschaftler*innen und Kulturschaffende, die sich in ihren Arbeiten mit normkritischen Themen auseinandersetzen. Neben öffentlichen Lesungen und verschiedenen Beiträgen am ersten Abend der Convention geht es in einem Workshop am darauf folgenden Tag darum, Möglichkeiten auszuloten, das Crip Magazine als kollektive künstlerische Plattform gemeinsam weiterzuführen.

Das Crip Magazine ist ein selbstorganisiertes Zeitschriftenprojekt. Es versteht sich als Kunstprojekt und Sammlung von Materialien zu Crip-Themen, Kunst- und Kulturproduktion. Das Projekt bezieht sich auf die Geschichte der Behindertenrechtsbewegung und entwirft eine visuelle Kultur von Crip-Subjekten. Die Beiträge stammen zu 80% von Künstler*innen mit Behinderung und eröffnen eine selbstbestimmte und transformative Perspektive auf Body-Issues und soziale Beziehungen.

Während der Wienwoche zeigt eine Ausstellung eine Auswahl an künstlerischen Arbeiten sowie bisherige Ausgaben des Crip Magazine-Projekts. Die neu gestalteten barrierefreien Räumlichkeiten des queeren Community-Cafés Villa Vida Café in der Türkis Rosa Lila Villa werden während der Festivaltage zum Treffpunkt für verschiedene Initiativen wie z.B. behindert und verrückt feiern in Wien / Dis_ability Mad Pride Vienna oder das DISTA (Disability Studies Austria)-Netzwerk.

Ziel der Crip Convention Vienna ist es, die Vernetzung der Queeren-/Trans- & Disability-/Crip-Kunst- und Kulturszene in Wien voranzutreiben. MAD LOVE!

TERMINE:

�� DONNERSTAG ��
19.09.2019, ab 19h

+++ „Tausche Rollstuhl gegen Theatersessel“. Der Beginn einer neuen Behindertenrechtsbewegung 1974. (Volker Schönwiese & Theresia Haidlmayr)

+++ „Die Villa“, ein normkritisches Hausprojekt seit 1982. Raumaneignung, Widerstand und die Sichtbarmachung antinormativer Lebensformen. (Lin* Jannach)

+++ Crip/trans/queere Affinitäten – Was können wir tun? „The future is accessible” (Raina Hofer & die Umbaugruppe der Türkis Rosa Lila Villa)

+++ „Großes Gefühl: großer Verwaltungsaufwand.” (Rick Reuther liest Ianina Ilitcheva)

+++ Über Linda Bilda´s „Cosmic Creatures“ und Philmarie´s „Verkrüppelte Kurztexte“ im Crip Magazine.

+++ Beerdignung der Norm: Die chilenisch-/deutsche Trans-Crip Künstler*in. Lorenza Böttner (Society of Friends of Lorenza Böttner, angefragt)

**
DJ Michael Turinsky +++ DJ Adisan +++ DJ Katjaftw
**
++++++ Weiters: künstlerische Arbeiten von Iris Kopera, Raumintervention von Walter Ego, Life Merch von Magdalena Fischer sowie Wandzeitung aus dem Crip Magazine Archiv.

Getränke usw. von Villa Vida Café

***

�� FREITAG ��
20.09.2019, ca. 14-18h

AUSSTELLUNGS-MIDISAGE sowie Einführung in die Arbeiten von Iris Kopera, Magdalena Fischer und Walter Ego.

– sowie –

CRIP – VERNETZUNGS – WORKSHOP (bei Kaffee und Kuchen)
(Moderation: Doris Arztmann)

(Freuen uns auf rege Teilnahme und bitten um kurze Mail unter: cripmagazine@gmail.com)

AUSKLANG im Villa – Garten

***

Ort: Villa Vida Café, Türkis Rosa Lila Villa, Wienzeile 102, 1060 Wien

Eintritt frei!
Die Veranstaltungen (Veranstaltungsraum, Cafe, Garten und WC’s) sind barrierefrei zugänglich.
Veranstaltungssprache ist Deutsch. Das Programm am Donnerstag 19. Sept. wird in Gebärdensprache gedolmetscht.
Bei Bedarf gibt es am Freitag, 20. Sept. Kinderbetreuung. Wenn gewünscht, bitte um Bekanntgabe inkl. Angabe zu Alter der Kinder unter reservation@wienwoche.org bis zum 17.09.2019.

Ein Projekt von Eva Egermann und Cordula Thym in Kooperation mit: Türkis Rosa Lila Villa, DISTA (Disability Studies Austria), behindert und verrückt feiern in Wien.

Bildcredits: „Protest im Rollstuhl“ aus Kurier März 1974, Fotograf: Gerhard Zugmann. Quelle: Volker Schönwiese via Archiv Österreichische Nationalbibliothek Wien.
_

„CRIP IS ANTI-ASSIMILATIONIST AND PROUD OF IT.“
(Caitlin Wood, Criptiques).

The Crip Convention Vienna will gather artists, authors, scientists, and cultural producers whose work deals with norm-critical issues. In addition to public readings and performances on the first evening of the convention, the workshop on the following day will explore ways to continue running the Crip Magazine together as a collective artistic platform.

Crip Magazine is a self-organized magazine project. It identifies as an art project and collection of materials on crip topics, art, and cultural production. The project draws from the history of the disability rights movement and creates a visual culture of crip subjects. 80% of the contributions come from artists with disabilities. It opens up a self-determined and transformative perspective on body issues and social relationships.

During Wienwoche, an exhibition will display a selection of art works as well as previous editions of the Crip Magazine project. The redesigned barrier-free rooms of the queer community café Villa Vida Café of the Türkis Rosa Lila Villa will be the meeting place for various groups and initiatives such as Mad and Dis_ability Mad Pride Vienna or the DISTA (Disability Studies Austria) network.

The goal of the Crip Convention Vienna is to advance the networking of the queer and disability/crip art and cultural scene in Vienna. MAD LOVE!

Free entry!
All event spaces have barrier-free accessibility.
Event language is German. The programme on Thursday Sept 19th will be translated to Sign Language.
On request, there will be child care during the event on Friday Sept 20th. Please let us know if you want to make use of our available child care services via reservation@wienwoche.org until Sept. 17th 2019 and please state the child(ren)’s age.

A project by Eva Egermann & Cordula Thym in collaboration with: Türkis Rosa Lila Villa, DISTA (Disability Studies Austria) and Dis_ability Mad Pride Vienna.

****

Kurzbios der Beitragenden:

Linda Bilda († 2019) war eine österreichische bildende Künstlerin und Comiczeichnerin. In Ihren Zeichnungen behandelte sie gesellschaftskritische und politische Themen mit einem anarchistischen und feministischen Schwerpunkt. Für die erste Ausgabe des „Crip Magazine“ 2012 zeichnete sie die „Cosmic Creatures“. Linda starb im Mai 2019 in Wien.

Lorenza Böttner († 1994) war eine chilenisch-/deutschen Künstler*in
In ihren Werken widersetzte sie sich den Prozessen der Entsubjektivierung und Entsexualisierung, dem Wegsperren und Unsichtbarmachen von funktional andersartigen und Transgenderkörpern. (Paul Preciado)

Walter Ego ist viele und doch ein anderer. Man kennt ihn als Stand-Up Comedian, Autor, Künstler. Er hat die Lesereihe Blumenmontag mit ins Leben gerufen, forscht zu Kritischem Weißsein und der Verwobenheit von Rassismus, Klasse und Gender.

Magdalena Fischers Arbeit durchquert die Bereiche feministische Bildproduktion, Popkultur und Aktivismus. Sie sucht nach gegen-hegemonialen Erzählungen über Wirtschaften und Gemeinschaft und arbeitet mit dem Verein FEIGE an Edutainment-Projekten aus intersektionalen feministischen Perspektiven.

Theresia Haidlmayr, war 1974 Teilnehmerin an der Blockade des Rings in Wien, Aktivistin der Selbstbestimmt Leben Österreich – Bewegung. Sie war von 1994 bis 2008 Abgeordnete im österr. Nationalrat.

Raina Hofer arbeitet in der Produktion von MAD-Dance und ist in der Türkis Rosa Lila Villa aktivistisch unterwegs.

Ianina Ilitcheva († 2016), alias @blutundkaffee, war eine österreichische Autorin und Künstlerin usbekisch-russisch-nordkoreanischer Herkunft. Sie studierte Malerei und Sprachkunst in Wien. Bis zu ihrem Tod produzierte sie Texte, Blogs, Erzählungen, Gedichte, Performances und bildnerische Arbeiten.

Lin* Jannach hat ihre Masterarbeit zur Entstehungsgeschichte der Türkis Rosa Lila Villa verfasst, war selbst im Wohnverein aktiv und begleitete dort auch die queere Jugendgruppe.

Iris Kopera ist bildende Künstlerin, Portrait-Malerin, Schauspielerin Moderatorin für Zukunftsplanungen und Sängerin in einer Band. Sie ist Mitarbeiterin im Selbstvertreterzentrum für Menschen mit Lernschwierigkeiten und leitet die Planung und Peer-Beratung. Sie ist künstlerisch im ATELIER 10 sowie in der BALANCE tätig.

Rick Reuther lebt in Wien, wo er gemeinsam mit Ianina Ilitcheva am Institut für Sprachkunst studiert hat und dabei best Friends wurde, inzwischen macht er was mit Gender, Jugendarbeit, Demonstrationen und Traurigkeit und kümmert sich um ihren künstlerischen Nachlass.

Volker Schönwiese ist Teil der Gründer*innenbewegung von Selbstbestimmt Leben, des Projekts Bidok – behinderung inklusion dokumentation, sowie von DISTA (Disability Studies Austria) und emeritierter Univ-Prof. an der Universität Innsbruck.

Philmarie Theatdaggres († 2018) war ein österreichischer Autor und Theatermacher; Er gründete das „Theater der Aggressionen“ und veranstaltete „literarische Umsturzversuche“; Im Crip Magazine 01 und 02 veröffentlichte er Auszüge aus seinen „verkrüppelten Kurztexten“.

Treffen des Netzwerkes Disability Studies (07.09.2019 von 9.30 bis 12.30 Uhr)

Einladung zum Treffen des Netzwerkes Disability Studies am Samstag, 07.09.2019 von 9.30 bis 12.30 Uhr (danach Jahreshauptversammlung des Vereins Disability Studies Deutschland e.V. von 13.30 bis 15 Uhr)

Ort: Technische Hochschule Köln, Uberring 48, 50678 Köln (Deutschland), Raum Nr. 37 im EG

Auf der DisKo 2018 (Disability Studies Konferenz im Oktober 2018) in Berlin wurde das deutschsprachige Netzwerk Disability Studies mit Vertreter*innen aus Deutschland, Luxemburg, Österreich und Schweiz gebildet. Am Samstag, 07.09.2019, möchten wir uns erneut treffen und zwar von 9.30 bis 12.30 Uhr in Köln an der Technischen Hochschule (Uberring 48 in Köln), weil am 05./06.09.2019 die ALTER Conference stattfinden wird (Veranstaltungsorte: Herbert-
Lewin-Str. 2 und Frangenheimstraße 4 in Köln) und demnach viele Vertreter*innen der Disability Studies vor Ort sein werden.

Einladung zum Treffen des Netzwerks Disability Studies und TO (Stand 21.06.2019)

Disability Studies and Participation in Higher Education: Interdisciplinary International Symposium

27 – 29 June 2019

University of Innsbruck (Austria)
Institute for Educational Science, Working Group on Disability Studies & Inclusive Education

Keynote Speakers:

Dr Jos Boys, University College London, UK
Prof Sheila Riddell, University of Edinburgh, UK
Dr Petra Anders, Institute for Empirical Sociology Nuremberg, DE
Dr Robert Stodden, University of Hawaii, US
Prof James Martin, University of Oklahoma, US
Prof Justin Powell, University of Luxembourg, LU

How inclusive have higher education institutions become over the last decades and in different parts of the world? What impact had these developments on the participation of persons with disabilities in higher education? How are inclusive learning spaces for people with disabilities and social disadvantages created in higher education?

With the University of Innsbruck celebrating its 350th anniversary in 2019, we want to address these questions by taking a critical look back and by developing perspectives for the way forward. The symposium therefore addresses four thematic areas: barriers to access higher education, barriers and participation in higher education, the contributions of Disability Studies and inclusive education and, finally, alternative routes to participate in higher education. The program is available here: https://bit.ly/2WZNwun

To participate, please register by 1 May 2019: http://bit.ly/2FvyOGI

DiStA Vernetzungstreffen sowie DiStA Ringvorträge Herbst 2019 in Klagenfurt

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen!

 Am 15. und 16. November finden an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt ein DiStA-Vernetzungstreffen und als Rahmen dazu eine Reihe von Vorträgen statt – in ähnlichem Format wie bislang die regelmäßigen DiStA-Ringvorlesungen. Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Arbeitsbereiches Sozialpädagogik und Inklusionsforschung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, des Beratungs-, Mobilitäts- und Kompetenzzentrums (BMKZ) sowie der FH Kärnten (Disability & Diversity Studies) und des Accessibility Office der AAU. Zielgruppe der Teilnehmenden sind wie gehabt Mitglieder der DiStA, Studierende sowie DiStA Interessierte.

Die Dista-Vorträge sollen unter dem Überbegriff der „Räume“ auf die Herstellung von dis/ability im Kontext diverser – im weitesten Sinne gedachter – Räume fokussieren. Ein Aspekt ist die Aneignung von Raum, auf welche sich Praktiken der Behinderung über defizitorientierte Zuschreibungen und Ausgrenzungsprozesse in verschiedenen Sozialisationsinstanzen aus­wirken.

Räume können Anlass für Empowerment und Selbstbestimmung sein, jedoch auch einschränken, ausschließen und verhindern. Trescher und Hauck sprechen von der Mö­glichkeit „sich Raum mitunter nur als ‚Territorium der Anderen‘ […] zumeist (ganz wort­wörtlich) über Sonderwege“ anzueignen[i] und verweisen damit unter anderem auf Segregation als räumliches Phänomen.

Raum kann multiperspektivisch gedacht werden – als physischer Raum, als virtueller Raum, als sozialer Raum… – zusammengefasst als Lebens-Räume, die Behinderung immer wieder neu konstruieren und die es diesbezüglich kritisch zu analysieren gilt.

Mit diesem Call for Abstracts laden wir dazu ein, bis zum 15. Mai 2019 Ideen/Skizzen für Vorträge aus dem genannten inhaltlichen Spektrum über unsere Webseite einzureichen.

Für die Einreichung benötigen wir folgende Angaben:

  • Vortragende Person (inkl. Kontaktdaten)
  • Vortragstitel
  • Vortragsbeschreibung (maximal 400 Wörter/3000 Zeichen)

Die Länge der Beiträge soll 30 Minuten nicht überschreiten, insgesamt sind für jeden Vortrag mit Diskussion 60 Minuten vorgesehen.

Die Abtracts können über das Kontaktformular unserer Webseite eingereicht werden (https://dista2019.uniability.org/). Wir treten dann bis zum 27. Juni 2019 mit Ihnen in Kontakt.

Vortragenden, denen andere Finanzierungsmöglichkeiten (z.B. über Reise­kosten­ab­rech­nungen an der Stammuniversität) nicht zur Verfügung stehen, können Zuschüsse gewährt werden. Diese sind abhängig von den gemeldeten Bedarfen und den zur Verfügung stehenden Ressourcen der Veranstaltenden.

Mit freundlichen Grüßen, das Veranstaltungsteam:

Susanne Dungs, Andreas Jeitler, Ernst Kočnik, Rahel More, Kirsten Ratheiser, Katharina Salzmann, Marion Sigot, Mark Wassermann

[i] Hendrik Trescher, Teresa Hauck: Raum und Inklusion. Zu einem relationalen Verhältnis.  4/2017, https://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/432

„Geschichte der Behindertenbewegung“ – Nachbericht zum Vortrag von Volker Schönwiese an der JKU Linz

Wo liegen die Wurzeln der österreichischen Behindertenbewegung? Welche Ziele verfolgt sie? Was hat sie erreicht? Diese und weitere Fragen beantwortete Volker Schönwiese am 14. Jänner 2019 an der Johannes Kepler Universität Linz den über 100 interessierten ZuhörerInnen.

Voller Hörsaal. Foto: Günther Hödlmoser

Die offen gestaltete Einheit einer GESPOL-Lehrveranstaltung richtete sich insbesondere an Menschen mit Behinderungen. Die Intention der Lehrveranstaltungsleiterin Angela Wegscheider war es, durch Geschichtsbewusstsein eine gruppenübergreifende politisch aktive Behindertenbewegungzu fördern sowie Studierenden und der interessierten Öffentlichkeit neue Forschungsergebnisse zu präsentieren. Nach der Begrüßung durch die Lehrveranstaltungsleiterin referierte Volker Schönwiese, pensionierter Professor für Disability Studies an der Uni Innsbruck, über die Inhalte und Erkenntnisse des Projektes Geschichte der Behindertenbewegungen. Anschließend diskutierten AktivistInnen mit unterschiedlichen Erfahrungen in der Behindertenbewegung auf den Vortrag bezugnehmend über ihre Erlebnisse und Ideen für die Zukunft.

Die Projektseite zum Projekt zur Geschichte der österreichischen Behindertenbewegung: http://bidok.uibk.ac.at/projekte/behindertenbewegung/index.html

Udo Sierck: Inklusion – Fortschritt oder Feigenblatt?

Nachfolgender Beitrag ist eine Verschriftlichung des Vortrages von Udo Sierck im Rahmen der Tagung „Alles Inklusion? Gelebte Vision oder Illusion?“ am 28. September 2018 an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und wurde vom Autor zur Verfügung gestellt.

In den letzten vier Jahrzehnten kam in die deutsche Behindertenpolitik Bewegung. Die Rede ist von Rechten statt Fürsorge, von Inklusion statt Aussonderung, von Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung. Aber sobald bei genauem Hinsehen sich die angeblichen Veränderungen als nicht stichhaltig erweisen, verschwindet die reale Situation hinter verbaler Verharmlosung: Plötzlich handelt es sich nicht mehr um eine Heimeinweisung, sondern um das Wohnen im stationären Bereich. Die Krücke verwandelt sich in eine Gehhilfe. Aus dem Menschen mit einer geistigen Behinderung wird die Person mit besonderen Fähigkeiten, der Gehörlose mutiert zum Experten für Gebärdensprache, die Rollstuhlfahrerin entpuppt sich als Frau mit eigenen Mobilitätsvoraussetzungen, komplizierte Persönlichkeiten haben spezielle Verhaltensqualitäten. Wem nützt die politisch korrekte Schönrederei? Die Treppen bleiben ein Hindernis, unübliche Kommunikation ist noch immer ein Grund zur Kontaktvermeidung und die Unterbringung in Institutionen bedeutet in der Regel nach wie vor, einen fremdbestimmten Alltag leben zu müssen. Diese Realitäten verlangen nach einer ehrlichen Positionierung, ohne die die Rede von Autonomie und Selbstbestimmung lediglich diejenigen behinderten Personen meint, die gefragten Normen nahe kommen oder sie erfüllen und deshalb mit Varianten der Inklusion rechnen können.

Abzuwarten bleibt, was die Inklusion für jene Menschen bedeutet, die rund um die Uhr auf Pflege oder Assistenz angewiesen sind, die keine Möglichkeiten der üblichen Kommunikation besitzen oder ihren Alltag mit einem Unterbringungsbeschluss in Institutionen verbringen. Zum deutschen Alltag gehört jedenfalls, dass körperlich behinderte  Erwachsene gegen ihren Willen in ein Heim eingewiesen werden, weil das zuständige Amt die Kosten des selbst bestimmten Wohnens im Stadtteil scheut. Die noch weiter gehende Perspektive der Heimunterbringung im Alter wird aus der öffentlichen Inklusionsdebatte ausgeblendet, obwohl sie kein reines ‚Behindertenproblem’ ist und den Fürsorgemarkt der Zukunft darstellt.

Wer sich dem Thema Inklusion satirisch nähern möchte, findet auf einer Inklusionslandkarte beim Behindertenbeauftragten der Bundesregierung Einträge wie die im April 2016: „Ein Tag im Boulodrom. Einmal im Jahr sind Bewohner und Bewohnerinnen der Alexianer GmbH, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung, Gäste der Bouleabteilung der SVD-Klack’09. In diesem Jahr erwarten die Organisatoren über 100 Menschen mit Behinderung sowie Betreuer und Betreuerinnen zu einem Nachmittag mit gemeinsamen Boulespielen sowie einem gemütlichen Beisammensein an der großen Kaffeetafel sowie Abends am großen Grillbuffet.“ Zwei Monate zuvor wirbt eine „inklusive Schülerfirma“ für ihr Café, das „etwa dreimal im Jahr, jeweils drei Tage“ geöffnet ist, mit dem Zusatz: „Das Café ist nur begrenzt barrierefrei. Bitte fragen Sie nach!“ Es darf gelacht werden. Nur dumm an diesen Vorzeigeprojekten: Sie sind wirklich ernst gemeint. Zu fragen wäre deshalb: Wer hat an der Uhr gedreht? Denn solche Berichte finden sich genauso vor vierzig Jahren unter dem Etikett angeblicher Normalisierung und Integration und hatten seiner Zeit noch die Empörung der Krüppelbewegung über die Verlogenheit der Sozialpartner provoziert. Weil es gegenwärtig still bleibt, wenn wie in diesen Beispielen die traditionellen Formen der Entmündigung umstandslos als Inklusion verkauft werfen, drängt sich die Frage auf: Ist die Mitarbeit behinderter Personen mit emanzipatorischen Idealen in diversen halbstaatlichen Gremien nach dem anfänglichen Aufbegehren schon (oder noch) als Widerspenstigkeit zu werten? Es bleiben Zweifel. Berechtigte Forderungen zu stellen und gleichzeitig honorierte Anpassungsleistungen an das gesellschaftlich Vorhandene zu vollbringen, ist kein Widerspruch. Widerspenstigkeit hat viele Facetten, das unreflektierte Ich-will-dabei-sein gehört nicht dazu.

Auf dem ‚Zukunftskongress 2025‘, den die ‚Aktion Mensch‘ im Dezember 2014 in Berlin zur Perspektive der Inklusion veranstaltete, wurde ein Forum von der Moderatorin mit der Aufforderung eröffnet: „Alle, die eine Brille tragen, gehen auf die linke Seite, die anderen bitte nach rechts.“ Gefolgt von der Ansage: „Alle, die schnarchen, bitte nach links, die übrigen bleiben stehen.“ Und so weiter. Als ob das Tragen von Sehhilfen oder die Tonlage des Schnaufens zentrale Probleme der Inklusion seien. Dass solche launigen Spielchen eine unzulässige Verharmlosung von real existierenden Erfahrungen und Erkenntnissen beinhalten, hat die politische Behindertenbewegung schon vor vierzig Jahren kritisiert. Dies haben selbst einige professionell Tätige verstanden, aber es scheint, als ob nachhaltige Lernerfolge sehr lange Zeit brauchen.

Der oft vernachlässigte Artikel 8 der UN-Konvention sollte in den Mittelpunkt rücken. In diesem Artikel unter der Überschrift ‚Bewusstseinsbildung‘ geht es um den Abbau von Klischees, Vorurteilen und abwertenden Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen. Die Anerkennung und Förderung von Rechten und die Achtung der Würde wird hervorgehoben. Gelingt in diesem Sinne eine Veränderung im Denken – was immerhin nicht auszuschließen ist -, bleibt das Wirken für inklusive Ansätze nicht länger das Interesse einer Minderheit der irgendwie Beteiligten.

Tatsache ist aber, dass die aktuelle Struktur der Behindertenhilfe mit dem Ideal der Inklusion nicht kompatibel ist. Denn – so analysiert der Freiburger Professor für Heilpädagogik Jens Clausen treffend – die „gewachsenen und differenzierten Systeme der sozialen Sicherung sind von ihrer Anlage her nicht auf Inklusion, sondern auf immer wieder neu zu prüfende Bescheide und Exklusionen ausgerichtet. Klassifikation, Segregation, Gewährung oder (möglichst) Ausschluss von Leistungen sind die grundlegenden Prinzipien, die Verweisung an die Zuständigkeit anderer Leistungsträger ihre alltägliche Praxis, nur schwer zu durchschauende Grade von ‚Schwerbehinderung‘ ihre Ausdrucksform.“ Behinderte Kinder, Frauen und Männer werden bürokratisch exkludiert. Die Macht liegt bei den Institutionen – und jenen, die dort arbeiten.

Fast ein Drittel der Deutschen stimmte in einer Untersuchung unter der Leitung Wilhelm Heitmeyers an der Universität Bielefeld  tendenziell der Aussage zu, dass die Gesellschaft sich Menschen; die wenig nützlich sind, nicht mehr leisten kann. Und der Vorgabe ‚Für Behinderte wird in Deutschland zu viel Aufwand betrieben’ stimmten 2011 immerhin 7,7 Prozent der Befragten zu, die Aussage ‚Viele Forderungen der Behinderten finde ich überzogen’ fanden 11,3 Prozent der Interviewten richtig.11) Bemerkenswert an diesen Daten einer Langzeitstudie ist, dass die Prozentzahlen seit Ausrufen der Inklusion steigen. Ganz offensichtlich geht  die Furcht vor dem eigenen sozialen Abstieg mit der Meinung einher, die ‚sozial Schwachen’ sollten endlich ihr Leben selbst in die Hand nehmen.

In einem Essay über Fragen der Gerechtigkeit benennt die Philosophin Martha Nussbaum von der Universität Chicago Themen, die sie als „Grenzgebiete“ sieht. Dazu zählt Nussbaum „die Frage nach der Gerechtigkeit gegenüber Menschen mit Behinderungen physischer und kognitiver Natur. Auf diese Personen passen die alten Theorien einfach nicht, da sie die Menschenwürde allzu oft an der Vernunft festmachten; auch stützten sie sich auf den Gedanken einer Kooperation zum ‚beiderseitigen Vorteil‘. Und mit diesem Gedanken im Hinterkopf ist es schwer zu sehen, was wir durch eine umfassendere Einbeziehung von Behinderten zu ‚gewinnen‘ hätten.“14) Nussbaum lässt diesen Gedankengang in ihrem von der ‚Zeit‘ publizierten Aufsatz unkommentiert stehen. Für die Idee der Inklusion ist er eine Provokation. Eine Provokation allerdings, die formuliert, was – so ist zu befürchten  – nicht nur Wenigen im Hinterkopf herumschwirrt: Welchen Nutzen soll die Inklusion haben, wenn manche behinderte Menschen keinen anerkannten Gegenwert einbringen ?

Die UN-Behindertenrechtskonvention setzt diesem Nützlichkeitsdenken den Wert der Menschenrechte entgegen, die absolut und unteilbar sind. Aber die ‚Allgemeine Erklärung der Menschenrechte‘ hat immerhin seit 1948 Geltung. Entweder – so wäre daraus zu folgern – ist diese Erklärung für behinderte Menschen bedeutungslos, so dass eine Sonderkonvention her musste. Oder aber das verbreitete Bewusstsein hat Personen mit Behinderung bis heute nicht als vollwertige und gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft akzeptiert. Vieles spricht für diese Einschätzung. Zur Veränderung von Bewusstseinslagen sind Konventionen und Gesetze wenig geeignet. Sie sind allenfalls hilfreiches Instrument für juristische oder parlamentarische Auseinandersetzungen. Der Alltag verlangt mehr.

Denn die Gegensätze in der Bewertung von Menschen sind bekannt: Willkürlich gesetzte Maßstäbe von Schönheit siegen über Hässlichkeit, Jugend schlägt Alter und intellektuelle Fähigkeiten stehen über Lernschwierigkeiten. Aus dieser Erkenntnis heraus folgt das Fazit, dass bei einer stillschweigenden gesellschaftlichen Übereinkunft für die angeblich berechtigte Dominanz der Kriterien diese zu Ausgrenzung führen müssen.  Anders formuliert: Wenn die Inklusion gelingen soll, müssen diese Vorstellungen nachhaltig korrigiert werden. Danach sieht es nicht aus. Im Gegenteil scheint die Zurichtung, die Versuche der Optimierung der Körper grenzenlos.

Wer bestimmt, ob Inklusion gelungen oder gescheitert ist ? Und wie lässt sich Inklusion denken, ohne die Besonderheit des Anderen zum Verschwinden zu bringen ? Erinnert sei an Theodor W. Adornos Warnung, dass in der Betonung der Gleichheit der Menschen ein unterschwelliger Totalitätsgedanke mitschwingt, dem nur durch die Akzeptanz der Vielfältigkeit und Verschiedenheit zu begegnen sei. Insofern müsste der Inklusionsgedanke akzeptieren, dass Menschen das Gegenteil dieser Idee anstreben: Die Freiheit zum selbst gewählten Ausschluss, zur Exklusion.

Diese Auseinandersetzung und Fragestellung hat immer auch den Integrationsansatz kritisch begleitet. Ich habe vor mehr als zwanzig Jahren formuliert: „Das schöne Wort ‚Integration’ sollte näher betrachtet werden. Alle Integrationsmodelle werden gemacht, und zwar von nicht behinderten Eltern, Lehrerinnen und Lehrern, Fachleuten. Sie bestimmen, welche behinderten Kinder oder Erwachsenen  wann, wo, warum oder überhaupt integriert werden, sie sind es selbstverständlich auch, die beurteilen, ob diese Versuche als gelungen oder fehlgeschlagen gelten. Das Normalitätsdenken, der ständige Konfliktbereich zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen, fällt in den Beurteilungen und Überlegungen einseitig unter den Tisch – wer die Macht der Normalität auf seiner Seite weiß, hinterfragt sie nicht. Als integriert gilt folglich, wer sich so verhält, wie es vorgezeichnet und erwartet wird. Damit übt der unreflektierte Integrationswille einen enormen Anpassungsdruck aus auf die Werte und Normen der Leistung, des Verhaltens oder des Aussehens. Sich dem zu beugen setzt für behinderte Menschen die Verleugnung von Teilen ihrer Identität voraus. Das hat mit gleichberechtigten Möglichkeiten und selbstbewussten Handeln nichts zu tun.“

In diesem Sinne eine Antwort auf die moderne Frage: Wird alles gut, wenn die Inklusion umgesetzt ist? Die Behindertenbewegung hat in ihren Anfängen provokativ behauptet: „Behinderung ist schön!“ Auf die Gegenwart bezogen kann von gelungener Inklusion nur gesprochen werden, wenn die Allgemeinheit behinderte Körper als schön empfindet. Bis dahin aber, so meine ich, ist es noch ein sehr, sehr langer Weg.

Immerhin, erkennbar lustig machen sich über behinderte Personen nur noch wenige. Bei der zu beobachtenden Toleranz frage ich mich im Dorf wie in der Metropole Hamburg: Ruht sie auf der Basis der Akzeptanz oder auf dem Fundament der Gleichgültigkeit? Gleichgültigkeit gegenüber einer Person bedeutet allerdings eine subtile Variante der Missachtung und Entwürdigung, der schwer zu begegnen ist.

Das Wort ‚Selbstbestimmung‘ ist mit der Inklusionsdebatte in der Alltagssprache angekommen. Kein Behindertenfunktionär kommt heute in jedem x-beliebigen Statement darum herum, das Recht auf Inklusion und Selbstbestimmung mindestens drei Mal zu erwähnen. Aber wo ‚Selbstbestimmung’ drauf steht, ist noch längst nicht ‚Inklusion’ drin. Da ist es kaum verwunderlich, das gegenwärtig selbst Sonderschulen oder Werkstätten für behinderte Menschen ihre Praxis der Aussonderung damit begründen, die Ausgesonderten zur Selbstbestimmung  führen zu wollen. Solche Wendungen stellen allerdings die Vorstellungen der politischen Behindertenbewegung auf den Kopf. Aus deren Perspektive ist Selbstbestimmung nicht zu trennen von der kritischen Betrachtung ‚unserer’ Gönner und Helfer mit ihrem fremdbestimmten Handeln. Dem Wort ‚Selbstbestimmung‘ droht die Enteignung und der Verlust emanzipatorischer Ansätze.

Die emanzipatorischen Behinderteninitiativen haben Selbstbestimmung verstanden als ein gemeinsames Ringen, um möglichst die Kompetenz über den eigenen Alltag zu bekommen und dabei über den Tellerrand der Behindertenpolitik hinaus zu blicken. Selbstbestimmung im allgemeinen gesellschaftlichen Verständnis meint heute, sich individuell auch auf Kosten anderer durchzusetzen. Ein anderes Beispiel: Zum Kampf um Selbstbestimmung gehörte auch die Forderung behinderter Frauen, das Recht auf eigenen Nachwuchs zu besitzen. Dieses Ansinnen verknüpfte sich mit der vehementen Kritik an den medizinischen Techniken zur vorgeburtlichen Selektion. Dieses Verständnis von Selbstbestimmung hat sich im allgemeinen Bewusstsein inzwischen umgekehrt. Die selektiven pränatalen Eingriffe verkaufen sich bestens als Angebot zur Selbstbestimmung der individuellen Lebensplanung.  Inklusion hin oder her.

Inzwischen setzt sich bei mir die Erkenntnis durch, dass der Begriff der Autonomie der inflationär und oft widersprüchlich genutzten Rede von der Selbstbestimmung vorzuziehen sei. Unter Autonomie ist die Fähigkeit zu verstehen, die für das Alltagsleben notwendigen persönlichen Entscheidungen zu treffen, sie zu kontrollieren und mit ihnen umzugehen, und zwar im Rahmen der persönlichen Bedürfnisse und Wünsche. Ich höre seit vierzig Jahren den Einwand: „Sie sind intelligent und bei schwerer behinderten Menschen kann Selbstbestimmung nicht funktionieren.“ Falsch. Aber solange das Heer der Assistenten nicht gelernt hat, auf das Heben eines Fingers zu achten oder ein Augenzwinkern zu deuten, gibt es ein Problem. Die Idee vom möglichst selbstbestimmten Leben, von Inklusion ist kein Privileg behinderter Akademiker, andernfalls wäre sie eine hohle Phrase.

Weitgehende Autonomie und Unabhängigkeit sowie die Gewährung notwendiger Hilfen sind Bestandteile der Menschenrechte. Daraus resultiert die Notwendigkeit einer veränderten Blickweise auf assistenzabhängige Personen – weg von den passiven Bedürftigen und hin zu den aktiv Berechtigten. Kinder, Frauen und Männer mit behinderten Körpern und ungewöhnlichen Verhaltensweisen waren und sind in der Öffentlichkeit die Störenfriede einer trügerischen Normalität – Grund genug, sie zu würdigen und sich für sie in diesem Sinne einzusetzen. Damit hätte Inklusion eine fortschrittliche Perspektive.

Literaturhinweise:

Udo Sierck: Budenzauber Inklusion, Neu-Ulm 2013

Udo Sierck: Widerspenstig. Eigensinnig. Unbequem. Die unbekannte Geschichte behinderter Menschen, Weinheim/Basel 2017 (auch als Lizenzausgabe bei der Bundeszentrale für politische Bildung, Berlin/Bonn 2018)

www.UdoSierck.de

ejournal-Artikel: Über Körper, kulturelle Normierung und die Anforderung einer „Kultur für alle“ im Kontext von Dis_ability“

Elisabeth Magdlener veröffentlichte in der 9. Ausgabe des open access eJournals „p/art/icipate“ mit dem Schwerpunkt „Open Up! Ein- und Ausschlüsse in Kunst und Kultur“  den Artikel:

Über Körper, kulturelle Normierung und die Anforderung einer „Kultur für alle“ im Kontext von Dis_ability

Hier der Link: https://www.p-art-icipate.net/ueber-koerper-kulturelle-normierung-und-die-anforderung-einer-kultur-fuer-alle-im-kontext-von-dis_ability/

Pdf: https://www.p-art-icipate.net/wp-content/uploads/2018/10/OPEN-UP_10_2018.pdf

Postcards: https://www.p-art-icipate.net/7557-2/

Weiterlesen

Tagung: Musik und Theater für alle?! Diversität und Inklusion in der Musik und den darstellenden Künsten

Kunstuniversität Graz und InTaKT Festival 2018 präsentieren in Kooperation: Mo, 19.11. + Di, 20.11. ganztags an der Universität für Musik und darstellende Kunst (KUG), Aula, Brandhofgasse 21, 8010 Graz

Bei freiem Eintritt – Anmeldung und Informationen unter tagung.zfg2018@gmail.com und genderforschung.kug.ac.at/zentrum-fuer-genderforschung.html

Das Symposium führt die aktuellen Diskurse zum Thema Inklusion, Diversität und Partizipation in den darstellenden Künsten fort. Was bedeuten Begriffe wie Diversität und Inklusion? Ist die Forderung nach Musik und Theater für alle in der Praxis umsetzbar? Welche Probleme sind damit verbunden? Welche aktuellen Debatten werden in den unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen geführt? Wir laden Expert_innen aus Wissenschaft und Praxis ein, sich der Beantwortung dieser Fragen zu stellen. Die Hauptvorträge werden von der Gebärdenperformerin und Schauspielerin Christina Schönfeld sowie dem Choreografen Michael Turinsky gehalten. Weiterlesen