Hauer, Nikolaus: Inklusionserfahrungen von Menschen mit Lernschwierigkeiten im Kontext des allgemeinen Arbeitsmarkts in Österreich

Der Beitrag stellt ein laufendes Dissertationsprojekt vor, welches sich den Perspektiven von Menschen mit Lernschwierigkeiten auf die Bedeutung von Inklusion unter den Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarkts in Österreich widmet. Ausgehend von einer Diskrepanz zwischen den Zielvorstellungen der UNBRK und der realen Umsetzung inklusiver Beschäftigung in Österreich (CRPD 2023) wird die Annahme formuliert, dass im System Erwerbsarbeit nach wie vor (explizite und implizite) Bedingungen wirken, welche Exklusionsrisiken für Menschen mit Behinderungen darstellen. Dass Menschen mit Lernschwierigkeiten in besonderem Ausmaß von den Selektionsmechanismen des Arbeitsmarkts betroffen sind, zeigt sich unter anderem in einer überproportionalen Positionierung in Sondersystemen des Ersatzarbeitsmarkts oder auch in Vorbehalten gegenüber der Beschäftigungsfähigkeit von Menschen mit Lernschwierigkeiten seitens befragter Arbeitgeber*innen (z.B. Kocman et al. 2018). Eine solche Form von Exklusion aus Strukturen des Arbeitsmarkts erweist sich, neben dem eingeschränkten Zugang zu materiellen bzw. finanziellen Ressourcen, als problematisch, wenn Arbeit als wesentliche Identitätsgrundlage moderner Gesellschaft betrachtet wird, über welche Anerkennung und Teilhabe vermittelt werden (Rahnfeld 2019; Kronauer 2010).
Davon ausgehend wird im Rahmen des Dissertationsprojektes in einem partizipativen Forschungszugang die zentrale Frage bearbeitet, was Inklusion in Arbeit unter diesen Bedingungen bedeuten kann und auch was es bedeutet, Inklusion auf subjektiver Ebene zu erfahren. In einem situationsanalytisch (Clarke 2012) gerahmten, dreigliedrigen methodischen Zugang werden zu Beginn Interviews geführt, die Ergebnisse im Rahmen von Reflecting Teams (Andersen 2011, Fasching et al. 2023) mit den Forschungspartner*innen gemeinsam diskutiert und schließlich in Form von Community Conversations (Carter & Bumble 2018) in einen weiteren Diskussionsrahmen mit Partner*innen aus der Community (z.B. Eltern, Arbeitgeber*innen, Assistent*innen) überführt.

Andersen, T. (2011). Das Reflektierende Team. Dialoge und Dialoge über die Dialoge. Dortmund: verlag modernes lernen.
Carter, E. W. & Bumble, J. L. (2018). The promise and possibilities of community conversations: Expanding opportunities for people with intellectual and developmental disabilities. Journal of Disability Policy Studies, 28, 195–202
Clarke, A. E. (2012). Situationsanalyse. Grounded Theory nach dem Postmodern Turn. Wiesbaden: Springer VS.
Committee on the Rights of Persons with Disabilities (2023). Concluding observations on the combined second and third periodic reports of Austria. Online: https://tbinternet.ohchr.org/_layouts/15/TreatyBodyExternal/TBSearch.aspx?Lang=en&TreatyID=4&DocTypeID=5 , letzter Zugriff: 16.05.2024.
Fasching, H., Felbermayr, K. & Todd, L. (2023) ‘Involving Young People with Disabilities in Post-school Transitions through Reflecting Teams. Methodological Reflections and Adaptations for More Participation in a Longitudinal Study’, International Journal of Educational and Life Transitions, 2(1)
Kocman A., Fischer. L & Weber, G. (2018). The Employers’ perspective on barriers and facilitators to employment of people with intellectual disability: A differential mixed-method approach. J Appl Res Intellect Disabil.; 31:120–131. https://doi.org/10.1111/jar.12375
Rahnfeld, C. (2019): Diversity-Management. Zur sozialen Verantwortung von Unternehmen. Wiesbaden: Springer VS.