Archiv der Kategorie: Allgemein

Mundstab

Behindert werden – beteiligt werden

Waltraud Ernst (Institut für Frauen- und Geschlechterforschung, Johannes Kepler Universität Linz) über ihren Beitrag präsentiert in der DiStA-Forschungswerkstatt:

Menschen werden in unserer Gesellschaft unter vielerlei Umständen vielfach behindert. Kann die Beteiligung von Menschen mit Behinderungen an interdisziplinären Erkenntnisprozessen zu selbstbestimmterer Lebensgestaltung und gesellschaftlicher Teilhabe beitragen?

Prozesse der Diskriminierung zu erforschen, anstatt persönliche Merkmale in den Blickpunkt zu rücken, fordern aktuelle Ansätze der Disability Studies. Queer-feministische und intersektionale Perspektiven erforschen Behinderungen als soziale Praktiken und sozial legitimierte Prozesse (Ernst 2021). Schon in den 1980er-Jahren entstand ein kollaboratives Buch von behinderten Frauen. Darin wird das Ineinanderwirken von Behinderung und Geschlecht untersucht. Ein bis heute innovativer Forschungsansatz des „Forschens mit“ bzw. ein im heutigen Sinne autoethnografischer Ansatz des Selbstbeforschens und des Selbstschreibens wird hier einem Ansatz des „Forschens über“ vorgezogen (Boll et al. 1988). Seit den 1980er-Jahren konnten sich die Disability Studies auch im deutschsprachigen Raum als universitäre Disziplin etablieren. Intersektionale Aspekte von Behinderung und Geschlecht konnten weiter erforscht werden (DiStA – Disability Studies Austria 2018). Sowohl Geschlecht als auch Behinderung werden hier als gesellschaftliche Konstrukte verstanden, die im Alltag, im Austausch mit anderen Menschen und Institutionen ständig hergestellt, gefestigt oder transformiert werden (Jacob et al. 2010).

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Konzeptionalisierung von Behinderung – Die drei Dimensionen des Gesamtphänomens Behinderung

Matthias Forstner trug im Rahmen der 1. Österreichischen Online Inter- und Transdisziplinäre Dis/Ability-Forschungswerkstatt Kurzimpulse am 13. Mai 2022 aus seiner bisherigen Dissertationsforschungen zum Thema Konzeptionalisierung und Modelle von Behinderung vor. Es folgt eine Schilderung dieses Vortrags vom Autor selbst.

Der Begriff „Behinderung“ wird in verschiedenen Kontexten unterschiedlich verwendet. Da die Definition für die Betroffenen und den Umgang mit ihnen sehr relevant ist, wird sie auch heftig diskutiert.

„Behinderung ist ein multidimensionaler Begriff, der multiprofessionell verwendet wird, und dies macht eine Auseinandersetzung mit dem Thema so unübersichtlich. Bei seiner Verendung begibt man sich relativ schnell auf ein semantisches Minenfeld“ (Egen, 2020, S. 55).

Die Disability Studies haben die Unterscheidung zwischen zwei grundsätzlichen Zugängen eingeführt, die auch Tale of Two Models genannt wird.

 

Individuelle Modelle Soziale Modelle

Hierzu zählen vor allem biomedizinische Modelle, die Behinderung als biomedizinische Abweichung des Individuums sehen und also mit Beeinträchtigungen gleichsetzen.

Diese Modelle – u.a. Britisches Soziales Modell (Oliver, 1996) – sind die große Idee der Disability Studies. Sie haben die Wurzeln in der Behinderungsbewegung, z.B. UPIAS. Es wird Abgrenzung zwischen Beeinträchtigung und Behinderung vorgenommen.

 “disability is something imposed on top of our impairments, by the way we are unnecessarily isolated and excluded from full participation in society” and “is therefore a particular form of social oppression” (UPIAS, 1975)–

Mit Ausdifferenzierung der Disability Studies kam jedoch auch innerhalb dieses Feldes eine Kritik am alleinigen Fokus auf die soziale Ebene auf, u.a. wurde kritisiert.

  • Ausblendung von Körper/Leib (Hughes & Paterson, 1997)
  • Ausblendung leiblicher Erfahrungen wie Schmerz, Müdigkeit (Morris, 1993)
  • Ausblendung von realen Beeinträchtigungseffekten (Thomas, 2012)
  • Ausblendung von Aspekten der Identität (Swain & French, 2000)
  • Ausblendung von psycho-emotionalen Folgen des Disablismus (Reeve, 2012; Watermeyer & Swartz, 2016)

Um diesen Kritikpunkten gerecht zu werden, ohne die unbestreitbaren Fortschritte durch die soziale Sicht auf Behinderung aufzugeben wurde von Forstner (2022) die in der Gesundheitssoziologie gebräuchliche Unterscheidung zwischen den drei Dimensionen disease, illness und sickness (Hofmann, 2016; Marinker, 1975) des Krankheitsphänomens auf das Gesamtphänomen angewendet. Dieses als Biophänomenosoziale Modell von Behinderung bezeichnete Framework wurde in einem Artikel der Zeitschrift für Disability Studies dargelegt.

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Bildung inklusive

Filmpremiere, Vortrag und Gespräch am Di, 5. Juli 2022, 18 bis ca. 19:30 Uhr in Schloss Mirabell, EG, Pegasus-Zimmer, Eingang 7, Salzburg

Einladung zur Premiere des Kurzfilmes über die europaweit erste Einrichtung für Menschen mit Lernschwierigkeiten – die damals sogenannte „Kretinenanstalt“.

Lisa Maria Hofer hat die Geschichte dieser Schule erforscht, im Film werden Quellen gezeigt, sie erzählt im Vortrag darüber. Der Film zeigt auch, wie sich Inklusionspädagogik entwickelt hat.

Barrierefrei zugänglich, auf Wunsch Übersetzung in Gebärdensprache möglich. Eintritt frei. Eine Veranstaltung im Monat der Vielfalt: www.stadt-salzburg.at/monatdervielfalt

Lesetipp für alle die mehr über die Geschichte von Menschen mit Lernschwierigkeiten in Salzburg lesen wollen: Inghwio aus der Schmitten: Schwachsinnig in Salzburg. Zur Geschichte einer Aussonderung Verlag UMBRUCH. WERKSTATT für Gesellschafts- und Psychoanalyse, Salzburg 1985, bidok – Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet: http://bidok.uibk.ac.at/library/schmitten-schwachsinnig.html

Ein geöffneter Laptop neben einem Bücherstapel. Am Display wird die erste DiStA Forschungswerkstatt angekündigt.

Kurzzusammenfassung der 1. Online Dis/Ability-Forschungswerkstatt

Am 13.5.2022 fand zum ersten Mal die Österreichische Online Inter- und Transdisziplinäre Dis/Ability-Forschungswerkstatt statt. Ziel der Veranstaltung war vor allem die Vernetzung zu vielfältigen Projekten im Bereich der emanzipatorischen Behinderungsforschung in Österreich. Bis zu 40 Personen nahmen an der Veranstaltung teil, brachten sich in rege Diskussionen ein und verfolgten die Beiträge der Vortragenden aus einer Vielzahl von Disziplinen.

Waltraud Ernst nahm in ihrem Beitrag einen intersektionalen Zugang zur Behinderungsforschung ein und berichtete über Herausforderungen in der Technikforschung zu Assistenzmitteln.

Matthias Forstner stellte in Anlehnung an medizinsoziologische Zugänge ein biophenomenosoziales Modell von Behinderung vor, anhand dessen er die kritische Einordnung und Analyse von Klassifikationssystemen erläuterte.

Lisa Maria Hofer berichtete von ihrem Vorhaben, Methoden der Disability History mit einem partizipativen Zugang zu kombinieren. Im Fokus ihrer Forschung stand die Geschichte des Linzer ‚Taubstummeninstituts‘ von 1818-1919.

Alfons Bauernfeind berichtete von einer Auftragsforschung zum Projekt Mellow Yellow, in dem von mixed-abled dancers durchgeführte Workshops mit Schüler*innen partizipativ evaluiert werden. Umgesetzt wurde dies als Wirkungsanalyse.

Claudia Sorger und Michaela Joch berichteten in ihrem Beitrag vom partizipativen Forschungsprojekt Weniger Barrieren – Mehr Wien, das zusammen mit Peer-Expertinnen und in Kooperationen mit zahlreichen Interessensvertretungen von Menschen mit Behinderungen durchgeführt wurde.

Sophie Schaffernicht trug aus Sicht der Agrarökologie zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen in der urbanen Landwirtschaft in Wien vor und brachte damit u.a. erste Überlegungen zu den Möglichkeiten und Grenzen von Volontariaten in der Landwirtschaft ein.

Hanna Hacker und Eva Egermann präsentierten ihren gemeinsamen Beitrag mit Susanne Hamscha zum neuen Crip Magazine und nahmen damit Dis/Ability aus einer künstlerisch-aktivistischen Perspektive in den Blick. Sie berichteten u.a. von den Prozessen einer Redaktionsgründung des Crip Magazine sowie ressourcentechnischen Herausforderungen.

Wir danken allen Teilnehmenden und Vortragenden für die gemeinsame Veranstaltung und planen für das Sommersemester 2023 eine Wiederholung.

Das Organisationsteam,

Angela Wegscheider, Andreas Jeitler, Volker Schönwiese und Rahel More

Vortrag: Eine queere Perspektive auf Behinderung* (31.05.2022)

Im Rahmen der Vortragsreihe „Dis/Ability der Gegenwart und der Zukunft –   Perspektiven der Behindertenbewegung und der Disability Studies“   hält Elisabeth Magdlener einen online Vortrag zu „Eine queere Perspektive auf Behinderung* “ am Dienstag, 31.05.2022 von 18:00h-19:30h.

In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich im anglo-amerikanischen Raum ein Forschungszweig von Betroffenen für betroffene Aktivist_innen, Theoretiker_innen und ihre Mitstreiter_innen: die Queer DisAbility Studies. Sie haben sich aus der Verknüpfung von Gender- und Feminist Studies sowie Disability Studies herausgebildet. Der Beitrag soll eine Annäherung an Queer DisAbility-Denkungsweisen sein. In einer kulturwissenschaftlichen Herangehensweise setzt sich Elisabeth Magdlener gesellschaftsanalytisch mit Normierungsstrukturen, Macht- und Gewaltverhältnissen auseinander, die in unserem normierenden Gesellschaftssystem verankert sind. Sie skizziert, wie diese einer Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung* im Wege stehen. Des Weiteren wird ein Blick auf Verwobenheiten in Bezug auf Queerness und Behinderung gerichtet. Den Abschluss bilden Überlegungen wie Gesellschaft im Sinne eines Miteinanders auch gedacht werden könnte.

Elisabeth Magdlener , Obperson des Vereins CCC** –     Change Cultural Concepts, ist Kulturwissenschaftlerin, Expertin, Vortragende und Lehrende im Bereich Queer DisAbility (Studies) und Körperdiskurse u.a.. Sie erarbeitet regelmäßig akademische/ aktivistische Projekte   und schreibt in verschiedenen Medien zu den Thematiken. Elisabeth Magdlener studierte Gender Studies und Pädagogik an der Universität Wien. Sie ist im Vorstand von Ninlil – Empowerment und Beratung für Frauen* mit Behinderung* und ist Tänzerin und Mitglied der weltweiten Community-Tanzbewegung DanceAbility und A.D.A.M. (Austrian DanceArt Movement).

Der Vortrag kann auf der Plattform „ Zoom “   nach fristgerechter Registrierung live verfolgt werden und wird leicht zeitverzögert über YouTube gestreamt.  Die Vortragsreihe wird grundsätzlich in Gebärdensprache verdolmetscht. Darüber hinaus bieten wir Zugang zur Schriftdolmetschung an. Alle Informationen bekommen Sie nach Anmeldung im Vorfeld der Veranstaltung zugeschickt. Wenn Sie in anderer Form auf Barrierefreiheit angewiesen sind, informieren Sie uns bitte. Link zur Anmeldung (für die Teilnahme über Zoom) und weitere Informationen zur Vortragsreihe: https://www.s-inn.net/veranstaltungen/eine-queere-perspektive-auf-behinderung

Für weitere Fragen steht Ihnen Sinem Malgac unter der Emailadresse malgac@evh-bochum.de   zur Verfügung.

Veranstaltungsleitung Transfernetzwerk Soziale Innovation –   s_inn, Bochumer Zentrum für Disability Studies (BODYS)

Organisationsteam: Gudrun Kellermann (BODYS, EvH RWL Bochum),  Jens Koller (s_inn, EvH RWL Bochum), Sinem Malgac (s_inn, EvH RWL Bochum)

Podiumsdiskussion: Gegen Gewalt an Frauen und Mädchen mit Behinderungen

 Am Freitag 20. Mai 16.00-18.00h findet an der Uni Salzburg eine Podiumsdiskussion zu Gewalt und Gewaltprävention von Frauen und Mädchen mit Behinderungen statt. Interessierte sind herzlich dazu eingeladen!

Frauen und Mädchen mit Behinderungen sind in einem erhöhten Ausmaß von Gewalt betroffen. Insbesondere sexuelle und geschlechtsbezogene sowie strukturelle Gewalt lassen sich empirisch belegen. Die Gewalterfahrungen von Frauen und Mädchen mit Behinderungen sind untrennbar mit Diskriminierungserfahrungen verbunden und unterliegen komplexen intersektionalen Wirkmechanismen, die gerade erst durch das Zusammentreffen von Geschlecht* und Behinderung zutage treten. Mangelnder Zugang zum Recht und unzureichender faktischer Schutz vor Gewalt verschärfen die Lebenssituation von Frauen und Mädchen mit Behinderungen noch einmal.

Das Thema Gewalt und Gewaltprävention von Frauen und Mädchen mit Behinderungen behandelten Nina Eckstein und Angela Wegscheider mit Studierenden der Universität Salzburg im Rahmen einer Lehrveranstaltung. Den Abschluss der Lehrveranstaltung bildet nun eine Podiumsdiskussion mit Expert*innen aus der Praxis. Die interessierte Öffentlichkeit ist zur Teilnahme herzlich eingeladen.

Es diskutieren:

Mag.a Elisabeth Udl und Mag.a Isabell Naronnig vom Verein Ninlil – Empowerment und Beratung für Frauen mit Behinderung

Mag.a (FH) Monika E. Schmerold von knack:punkt – Selbstbestimmt Leben Salzburg Interessensvertretung von/für Menschen mit Behinderung

Mag.a Alexandra Niedermoser von VertretungsNetz-Bewohnervertretung Salzburg/Tirol

Am Freitag, 20. Mai 2022 von 16 bis 18 Uhr im Unipark Nonntal, Georg-Eisler-Hörsaal E.003 (1. Untergeschoss), Erzabt-Klotz-Straße 1, 5020 Salzburg

Der Hörsaal ist barrierefrei zugänglich und mit Induktionsanlage. ÖGS-Dolmetschung wird bereitgestellt. Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung unter angela.wegscheider@plus.ac.at wird gebeten. Die Podiumsdiskussion findet präsent unter Einhaltung der herrschenden COVID 19-Sicherheitsmaßnahmen statt.

 

Ein geöffneter Laptop neben einem Bücherstapel. Am Display wird die erste DiStA Forschungswerkstatt angekündigt.

Hör zu bei der 1. Österreichischen Online Inter- und Transdisziplinären Dis/Ability-Forschungswerkstatt

Für Interessierte bietet die Dis/Ability-Forschungswerkstatt die Möglichkeit zum Austausch über Behinderung(en) aus Sicht der Disability Studies. Interessierte sind eingeladen als Hörer-innen und auch Mitdiskutant-innen teilzunehmen. Nach der Anmeldung bei disabilitystudies@jku.at wird der Zugangslink zugesandt.

Die Forschungswerkstatt findet am Freitag, 13. Mai 2022 von 10:00 bis 14:00 Uhr statt. Das Programm ist auf https://dista.uniability.org/ online gestellt.

Ziel der Forschungswerkstatt ist es, das breite Forschungsspektrum und die damit einhergehenden, vielfältigen Forschungen, Fragestellungen, Methoden und Perspektiven zu Disability Studies, Behindertenpolitik, Dis/Ableismus, Anti/Diskriminierung, Barrierefreiheit, Intersektionalität und Diversität in Österreich sichtbar zu machen. Zudem ist es eine Möglichkeit, gemeinsam Themen zu diskutieren und sich weiter zu vernetzen.

Die Forschungswerkstatt wird von der Vernetzungsplattform DiStA (Disability Studies Austria) in Kooperation mit uniability und der Universität Salzburg organisiert. Weitere Infos sind der Forschungswerkstatt-Internetseite zu entnehmen.

Hier gehts weiter zum Bizeps Artikel: https://www.bizeps.or.at/hoer-zu-bei-1-oesterreichischen-online-inter-und-transdisziplinaere-dis-ability-forschungswerkstatt/

Handbuch Disability Studies Cover

Neues Handbuch zu Disability Studies

Das Handbuch Disability Studies ist online erschienen und kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: 

https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-531-18925-3

Das umfassende Handbuch zu den Disability Studies bietet die Grundlegung des Forschungsfeldes mit interdisziplinären Zugängen und ein Nachschlagewerk zu Theorie, Methodologie und Empirie für die Forschung und Lehre  u.a. mit Beiträgen von Ursula Naue, Volker Schönwiese, Lisa Pfahl oder Laura Dobusch.

Corona Pandemie und Menschen mit Behinderungen – Kommentierte Links zum Thema

Nun öffnet wieder alles und Covid geht zurück, zwar noch nicht in der Bevölkerung, aber zumindest in der Medienberichterstattung bzw. wird es durch andere wichtige Ereignisse verdrängt. Dabei sind es nun schon mehr als zwei Jahre in denen wir alle mit der Covid-19 Pandemie, ihren Auswirkungen und den Folgen der dagegen ergriffenen Maßnahmen konfrontiert sind. Wie auch bei anderen gesellschaftlichen Problemzonen sind viele Menschen mit Behinderungen oft ganz besonders betroffen. Das reicht von Vereinsamung während der Lockdowns in Pflegeheimen, Ärger über Mitmenschen, die die Schutzbestimmungen nicht einhalten und somit besonders gefährdete Menschen unnötig weiter in Gefahr bringen oder in die Isolation treiben, Problemen mit persönlichen Assistent*innen oder Pfleger*innen, die als Ansteckungsrisiko dienen oder krankheitsbedingt ausfallen, Ängsten vor Abwertungen in drohenden Triagen bis zu Diskursen über totale Öffnungen und die „Rechte der Gesunden“.

Im Folgenden werden ausschnitthaft Links zu interessanten Zeitungsbeiträgen und wissenschaftlichen Artikeln zum Thema vorgestellt.

Quelle: Pixabay, María_Alberto Quelle: Pixabay, TheDigitalArtist
Quelle: Pixabay, María_Alberto Quelle: Pixabay, TheDigitalArtist

 

Zeitungsartikel und Onlinebeiträge

Ein Artikel vom 6.03.2022 aus New Haven Register geht auf diverse Barrieren für Menschen mit Behinderungen aufgrund der Covid-Politik im US-Kontext ein. –„We have been ignored, forgotten, and left out of policy discussions” – ‘People were okay with leaving us behind’: COVID harder on those with disabilities, experts say

Ein weiterer Artikel  aus dem Guardian wurde vom 03.02.2022 von George Taleporos der Chairperson des Victorian Disability Advisory Council verfasst und kritisiert die australische Covid-Strategie in Bezug auf Menschen mit Behinderungen – “Federal and state governments have failed disabled people like me during the pandemic” – As a disabled person trying to ‘live with’ Covid in Australia, every day is a game of figuring out who is least likely to kill me

Ein Artikel aus dem Fokus von 22.02 beschäftigt sich mit den möglichen Konsequenzen einer alleinigen Impfpflicht für die Pfleger*innen (einrichtungsbezogene Impfpflicht) auf Menschen mit Behinderungen in Deutschland. Dabei werden Themen wie der besondere Schutz vulnerabler Gruppen, der Pflege- und Assistenznotstand sowie weitere Probleme von Menschen mit Behinderungen während der Pandemie behandelt. Eine Betroffene: „Impfpflicht für Pfleger zerstört mein Leben…Wer interessiert sich schon für meine Geschichte? Die Politiker? Das glaube ich kaum“ Probleme bei Corona-Impfpflicht

Ein Beitrag von ORF Kärnten vom 2.12.2021, der anlässlich des Tages der Menschen mit Behinderungen die Problemfelder des Jahres 2021 zusammenfasst und dabei auf Isabella Scheiflinger, Anwältin für Menschen mit Behinderung des Landes Kärnten, eingeht – „Die letzten Monate zeigen deutlich, dass bei vielen Menschen einfach auch „die Luft draußen“ ist und die schwierige Zeit Spuren hinterlassen habe, so Scheiflinger.“ – Menschen mit Behinderung in der CoV-Krise

Dieser Artikel vom ZDF vom 30.11.2021 widmet sich den Auswirkungen der Covid -19 Pandemie auf die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt in Deutschland – „Corona-Pandemie hat Fortschritte zunichte gemacht“ – Menschen mit Behinderung häufiger arbeitslos – und  ein kurzer Zeit Artikel vom 08.02. 2022 zum selben Thema: Jobsituation für Behinderte in Pandemie verschlechtert

Ein Beitrag des amerikanischen Think-Tanks Center for American Progress vom 09.02.2022 befasst sich mit dem Thema Arbeitsmarkt, Behinderung und Covid-Pandemie, auch vor dem Hintergrund, dass die Pandemie selbst die Anzahl der Menschen mit Beeinträchtigungen der Arbeitspopulation vergrößern wird.- „Labor market policy must take into account the dramatic increase in the disabled population” – COVID-19 Likely Resulted in 1.2 Million More Disabled People by the End of 2021

Zum Schluss kommt kein Zeitungsartikel, sondern die offizielle Stellungnahme des österreichischen Monitoringausschusses inklusive Handlungsempfehlungen. Die Stellungnahme ist auch in leichter Sprache verfügbar. „Im Rahmen des Versuchs, die Pandemie zu bewältigen, kam es zu zahlreichen Maßnahmen mit teilweise sehr negativen Auswirkungen für Menschen mit Behinderungen.Menschen mit Behinderungen während der COVID-19-Pandemie – 2021

 

Wissenschaftliche Artikel

Dieser bereits etwas ältere Kommentar aus dem Journal Lancet von Tom Shakespeare et al. fasst die Situation für Menschen mit Behinderungen zusammen: „A better future has to grow from learning the lessons, listening to the life experiences of people with disabilities, and making meaningful investments that improve the wellbeing and socioeconomic conditions of people with disabilities” –  Triple jeopardy: disabled people and the COVID-19 pandemic

Ein Artikel von Michael Zander aus der Zeitschrift für Disability Studies vom Juli 2021 arbeitet die Auswirkung von Corona auf Menschen mit Behinderungen aus einer Disability Studies Sicht auf. „Dargestellt und diskutiert werden unter anderem Befunde und Positionen zu den sozial-ökologischen Charakteristika der Pandemie, zu erhöhten Erkrankungs- und Sterberisiken in Institutionalisierung der Behindertenhilfe sowie zur Triage und dem Aufkommen sozialdarwinistisch getönter Verschwörungsideologien. Abschließend werden Fragen zur Krisenbewältigung aufgeworfen.“ – Corona-Pandemie und Behinderung – ein Überblick

Eine Studie, veröffentlicht im Disability and Health Journal im Jänner 2022, beschäftigte sich mit der digitalen Kluft in Bezug auf Menschen mit Behinderungen in der Pandemie und vergleicht das Internetverhalten in Korea von Menschen mit und ohne Behinderungen. „We identified significant differences between PWOD and PWD in their Internet usage change during the pandemic – To ensure better post-pandemic outcomes for marginalized groups including PWD, the governments and authority agencies must facilitate digital access and services with appropriate accommodations needed by those populations.– Effect of digital divide on people with disabilities during the COVID-19 pandemic.

Ein Artikel, veröffentlicht im International Journal of Environmental Research and Public Health vom April 2021, fasst Ergebnisse aus anderen Studien bezüglich der Auswirkung von Lockdown-Maßnahmen auf Menschen mit Behinderungen zusammen und gibt somit eine gute Übersicht über das Thema.  „Lack of disability-inclusive response and emergency preparedness and pre-pandemic disparities created structural disadvantages, exacerbated during the pandemic.” – Lockdown-Related Disparities Experienced by People with Disabilities during the First Wave of the COVID-19 Pandemic: Scoping Review with Thematic Analysis – Ein Reviewartikel  aus dem Disability and Health Journal vom Jänner 2021 fasst ebenfalls diesbezüglich Literaturbefunde zusammen – Impact of COVID-19 on people with physical disabilities: A rapid review

Die Autor*innen dieser Studie befragten 441 Amerikaner*innen mit Behinderungen mit Instrumenten zur Messung von Angst und Depression und suchte nach Prädikatoren dafür in dieser Population. „In our sample, 61.0% and 50.0% of participants met criteria for a probable diagnosis of major depressive disorder and generalized anxiety disorder, respectively. Participants also experienced significantly higher levels of disability-related stigma and social isolation compared to prepandemic norms” – Predicting depression and anxiety among adults with disabilities during the COVID-19 pandemic

Ein kurzer Bericht, veröffentlicht in den Archives of Physical Medicine and Rehabilitation vom Juli 2021  vergleicht die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitslosigkeit von Amerikaner*innen mit und ohne Behinderungen zwichen Februar und April 2020 „The percentage unemployed rose from 3.0% to 6.5% for persons with disabilities and 2.9% to 10.5% for people without disabilities.“ – Changes in the Employment Status of People With and Without Disabilities in the United States During the COVID-19 Pandemic

Ein weiterer kurzer Bericht veröffentlicht in Disability in Health im Juli 2021. In der Studie wurden 109 gebildete und gut verdienende Amerikaner*innen mit Behinderungen bezüglich der Auswirkung der Pandemie auf ihr Leben befragt. „Only 14.9% of survey respondents reported disruptions in employment. On average, 54.0% of service changes were due to discontinuation, including loss of physical therapy, job coaching, community organizations, transportation, and peer supports.” – Impact of COVID-19 on services for people with disabilities and chronic health condition