Kontingenz ist ein philosophischer Begriff. Philosopie versucht die Welt und alles was dazu gehört zu deuten und zu verstehen.
Menschen mit Behinderungen stoßen auf viele Grenzen. Es gibt zwei Arten solcher Grenzen. Erstens soziale Grenzen, und zweitens Kontingenzen ihres Körpers.
Erstens: behinderte Menschen stoßen an Grenzen in ihrer Umgebung und ihrer Umwelt. Das sind Stiegen, schlechte Wege, Hindernisse und Barrieren, die ihnen den Weg versperren. Aber dahinter steckt etwas anderes: Die Menschen in ihrer Umgebung verstehen sie nicht, ignorieren sie mit ihren besonderen Bedürfnissen. Gegen diese Grenzen kann man und soll man sich wehren. Und sie lassen sich auch beseitigen. Dafür setzt sich die Behindertenbewegung ein.
Zweitens: Grenzen setzt Menschen mit Behinderungen aber auch ihr körperlicher Zustand. Sie haben einen Körper, der anders ist als der der meisten anderen Menschen. Für die verschiedenen Formen körperlicher Einschränkungen gibt es viele Gründe. Zum Beispiel ein Unfall, die Umstände der Geburt, eine Krankheit, oder auch eine Vererbung. Alle diese Dinge haben etwas gemeinsam: Man kann sie nicht voraussehen, man kann sie nicht vermeiden, sie passieren einfach – unglückliche Zufälle. Das ist es, was man Kontingenz nennt.
Wie kann man mit diesen Kontingenzen umgehen? Erst einmal muss man einsehen, dass man eben diesen Körper hat und nicht einen anderen, der einen nicht so einschränkt. Aber man muss auch sehen, dass die Situation immer wieder Möglichkeiten bietet, Auswege, Tricks, Hilfsmittel zu erfinden, um mit ihr zurechtzukommen. Wir brauchen Mut, Phantasie, Einfälle, und eine ordentliche Portion Zuversicht, dass es uns gelingen kann, alles so einzurichten, dass wir ein gelungenes und gutes Leben führen können.
Von Elisabeth List