Archiv des Autors: Angela Wegscheider

Neuerscheinung: Das erste Buch über den Nationalsozialismus in Österreich in Leichter Sprache

 

Der Historiker Gunnar Mertz und die Übersetzerin in Leichter Sprache Lina Maisel haben die erste leicht verständliche Gesamtdarstellung der NS-Zeit in Österreich verfasst.

Das Buch ist in acht Kapitel unterteilt, die einzeln gelesen werden können. Sie behandeln Themen wie den Nationalsozialismus, den „Anschluss”, Verfolgung und Vernichtung, Menschen mit Behinderungen, den Zweiten Weltkrieg, Widerstand, Befreiung und Erinnerung. Am Ende des Buches befindet sich ein Wörterbuch, das schwierige Wörter erklärt, die im Text fett markiert sind. Es ist im Haymon Verlag erschienen und gratis als pdf downloadbar: http://www.inklusiv-erinnern.at/ 

Mit diesem Buch wollen die Autor-innen Pionierarbeit leisten und ein Vakuum in der politischen Bildung in Österreich füllen. Die Mitverantwortung Österreichs am Holocaust und am Zweiten Weltkrieg steht außer Frage, ebenso die damit verbundene Verantwortung, Forschungs- und Bildungsarbeit zu betreiben. Das Recht auf Bildung obliegt allen Menschen. Egal, ob sie von funktionalem Analphabetismus, Lernschwierigkeiten oder eingeschränktem Sprachverständnis betroffen sind. Die Leichte Sprache macht ein vielschichtiges Thema verständlich und begreifbar. Sie eröffnet allen die Möglichkeit, komplexe Inhalte zu verstehen und überwindet damit Barrieren in der Bildung.

Das Buchprojekt war inklusiv ausgelegt: Menschen mit Behinderung waren in allen Phasen beteiligt und haben den Text auf Verständlichkeit überprüft. Zudem beriet ein Fachbeirat auf inhaltlicher Ebene. Das Buch wurde vom Bundeskanzleramt, dem Sozialministerium sowie dem National- und Zukunftsfonds gefördert.Ich habe dem Fachbeirat angehört.

Ich finde das Buch sehr gelungen: Der Inhalt des Buches ist auf das Wesentliche fokussiert, es ist gut geschrieben und grafisch gut aufbereitet. Es ist für ALLE mit Sicherheit sehr lesenswert.

In Leichter Sprache lesen:

Leicht verständliche Geschichte In dem Buch geht es um:
Das größte Verbrechen der Geschichte.
Es gab Millionen Morde.
Es geht um den National-Sozialismus in Österreich.
Es ist das erste Buch zu dem Thema in Leichter Sprache.
Es erzählt leicht verständlich: Was passierte damals in Österreich?
Was war der 2. Welt-Krieg?
Welche Folgen hat diese Zeit bis heute?
Der National-Sozialismus gehört zu unserer Geschichte.
Es ist wichtig, etwas darüber zu wissen und sich zu erinnern.
Damit wir die heutige Zeit besser verstehen.
Und solche Verbrechen nie wieder passieren.
Viele Menschen sind vom Wissen über Geschichte ausgeschlossen.
Mertz und Maisel machen Geschichte für mehr Menschen zugänglich.
Das Buch ermöglicht mehr Teilhabe an der Erinnerung.

Nachbericht zum Disability Studies Vernetzungstreffen

Als Pre-Event zur ALTER-Konferenz an der Universität Innsbruck luden DiStA (Disability Studies Austria, Forschung zu Behinderung, Österreich) und das Netzwerk Disability Studies am 8. Juli zu einem Vernetzungstreffen deutschsprachiger Forscher-innen in den Disability Studies ein.

Es nahmen 21 Personen vor Ort und 23 Personen online teil. Die Organisator-innen waren Laura Nadine Hochsteiner, Volker Schönwiese und Angela Wegscheider von DiStA sowie Bertold Scharf und Karin Elinor Sauer vom Netzwerk für Disability Studies.

Zunächst machten wir eine kurze Vorstellungsrunde der Anwesenden im Raum und in Zoom und stellten die Ziele und die Arbeit von DiStA und dem Netzwerk für Disability Studies vor. Schließlich wollten wir der Diskussion und Identifizierung von Problemen und Handlungsspielräumen viel Zeit geben und eine Resolution zum Erhalt von ZeDis behandeln, die an uns herangetragen wurde.

Einzelne Teilnehmer-innen berichteten von ihren Erfahrungen mit den Disability Studies an ihren Bildungseinrichtungen. In den unterschiedlichsten Disziplinen wird bereits im Sinne der Disability Studies gearbeitet. Es gibt einige sehr interessante Initiativen in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland, aber es drohen auch Rückschläge. Vor allem das einmal Erreichte, wie der Lehrstuhl an der Universität zu Köln oder der Schwerpunkt in den Erziehungswissenschaften an der Universität Wien, hängt oft an einzelnen Personen. Nach deren Pensionierung gehen diese verloren. Aber auch die Beendigung von befristeten Förderungen wie beim ZeDiSplus in Hamburg stellen ein Problem dar. Andere Problemlagen ergeben sich durch fehlende wissenschaftliche Anerkennung, fehlende Forschungsprogramme oder Vereinnahmungen unterschiedlichster Art. Bertold Scharf stellte die Resolution zum Erhalt von ZeDis in Hamburg vor. Das Dokument ist unten downloadbar.

Das Ziel, sichtbarer zu werden und deutlicher aufzutreten, wird formuliert. Die Idee einer Kampfschrift oder eines Manifests wird eingebracht. Als Ausgangspapiere sollen das im Jahr 2019 formulierte Positionspapier von DiStA (siehe DiStA-Startseite) sowie die Resolution zum Erhalt von ZeDis dienen. In Kürze wird eine Arbeitsgruppe dazu eingerichtet.

Ziel des Treffens war es, Menschen zusammenzubringen, die im Bereich der Disability Studies in Österreich und anderen deutschsprachigen Ländern arbeiten. Dies hat sich voll erfüllt. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit für das Manifest und ein baldiges Wiedersehen – persönlich oder online.

Personen, die Kontakt zu DiStA (Disability Studies Austria, Forschung zu Behinderung, Österreich) und/oder zu Netzwerk Disability Studies suchen, können sich gerne melden bei angela.wegscheider@jku.at oder Bertold-Peter.Scharf@hs-bremen.de.

Spannende Medienbeiträge zu Disability Studies in Österreich

Im DER STANDARD Gastblogbeitrag schreibt Katta Spiel (TU Wien), wie Technologien im Kontext von Behinderung oft an den Bedürfnissen Betroffener vorbei entwickelt werden und warum stattdessen einfache, solidarische und selbstbestimmte Zugänge gefragt sind (9. Juli 2025). https://www.derstandard.at/story/3000000277671/zugang-zu-technologien-was-wirklich-zaehlt
 
Von 8. bis 10. Juli 2025 fand an der Universität Innsbruck eine Disability Studies Tagung statt (https://alterconf2025.sciencesconf.org/). Auf ORF Science wurde am ersten Tag der Tagung ein Beitrag veröffentlicht, der vorstellt was die Disability Studies sind, wie es darum steht und warum sie wichtig sind: https://science.orf.at/stories/3230942/
 
ORF Tirol hat am 29. Juni 2025 eine Story über Volker Schönwiese veröffentlicht: https://tirol.orf.at/stories/3306799/ (zum Nachlesen)
Hier noch der Link zum Fernsehbeitrag in der Sendung „Tirol heute“ vom 28. Juni zum Nachschauen: https://on.orf.at/video/14282038/tirol-heute-vom-28062025 (es ist der letzte Beitrag, Dauer: ca 5 min)

4. Österreichische Inter- und Transdisziplinäre Dis/Ability Forschungswerkstatt — Wie ist es gelaufen? Ein Nachbericht

Am 23. Mai 2025 fand die 4. Österreichische Inter- und Transdisziplinäre Dis/Ability-Forschungswerkstatt statt. Diesmal war sie wieder vollständig online. Es nahmen 27 Personen teil, darunter Studierende, Wissenschaftler-innen sowie Personen aus der Praxis. Die Forschungswerkstatt wurde von Laura Hochsteiner, Andreas Jeitler, Michaela Joch, Rahel More und Angela Wegscheider organisiert.

In diesem Jahr wurde der Workshop-Charakter durch längere Slots stärker betont. Innerhalb von 15-20 Minuten wurde ein Beitrag vorgestellt und anschließend von der jeweiligen Workshop-Moderatorin und den Anwesenden vertiefend diskutiert. Ziel war die Förderung einer konstruktiven Feedbackkultur sowie der Austausch zwischen den Teilnehmenden.

Behinderung und Armut in österreichischen Haushalten

Nach der Begrüßung durch Rahel More, moderierte Laura Hochsteiner den ersten Beitrag. Carmen Walenta-Bergmann und Angela Wegscheider (JKU Linz) stellten ihr Forschungsprojekt zu Behinderung und Armut in österreichischen Haushalten vor. Sie untersuchten unter Auswertung von EU-SILC Daten das Risiko von Einkommensarmut bei Haushalten mit behinderten Mitgliedern in Österreich. Dabei stellten sie fest, dass dieses Risiko nicht vollständig durch die typischen sozioökonomischen Merkmale erklärt werden kann, sondern, dass es eine unerklärte Armutsgefährdungslücke gibt. Sie warfen die Frage auf, ob Behinderung an sich ein Faktor ist und ob der österreichische Wohlfahrtsstaat ableistisch ist. Es folgten vor allem Fragen zur Datenauswertung und Anregungen, u.a. zur Einbeziehung von Gender, Care Arbeit oder die inhaltliche Ergänzung durch qualitative Erhebungen.

Projekt zu (sexualisierter) Gewalt im sozialen Nahraum an Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen in Südtirol

Im zweiten Slot, der von Rahel More moderiert wurde, stellte Julia Ganterer (Uni IBK) ihre Arbeit zur Gewaltforschung und ihr geplantes Projekt zu (sexualisierter) Gewalt im sozialen Nahraum an Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen in Südtirol vor. Das partizipativ angelegte Projekt soll den Fokus auf die Entstehungsbedingungen, Kulturen des Schweigens und Meldehemmnisse im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen im sozialen Umfeld legen. Ein wichtiges Ziel der Studie soll sein, mit diesen Erkenntnissen präventive Maßnahmen inklusiv gestalten zu können. Die Diskussion war rege, da einige Anwesende zu ähnlichen Themen arbeiten. Es wurden u.a. Erfahrungen eingebracht, wie die Erhebung inklusiv gestaltet und body mapping als Methode verwendet werden könnte. Darüber hinaus wurde die Wichtigkeit positiver Zugänge zu Sexualität, das Einbeziehen von Fachpersonal von GSE und (Selbstvertretungs-)vereinen, sowie die Berücksichtigung (mangelnder) Zugänglichkeit von sexueller Bildung neben Täter*innenrollen betont.

Nutzung von Assistierenden Technologien im Alltag von Menschen mit Behinderungen

Nach der Mittagspause moderierte Michaela Joch den dritten Slot zur Nutzung von Assistierenden Technologien im Alltag von Menschen mit Behinderungen. Anna Ajlani (JKU Linz) stellte ihr Dissertationsprojekt vor, das im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojekt Assistive Technologies Lab (ATLab) verfasst wird. Im Mittelpunkt stehen dabei die Erfahrungen von Menschen mit Print Disabilities, welche einen stark textbasierten Kommunikationsstandard über alle gesellschaftlichen Bereiche hinweg navigieren müssen. Print Disabilities meint dabei ein breites Verständnis von Lese- und Sehbehinderungen, darunter z.B. Blindheit,  Dyslexie, aber u.a. auch kognitive Beeinträchtigungen oder eine eingeschränkte Handfunktion. Sie erforscht wie Menschen mit Print Disabilities assistierende Technologien im Alltag kreativ modifizieren und zweckentfremden, um ihre Teilhabe in Bildung, Arbeit und Freizeit trotz mangelnder Zugänglichkeit zu verbessern. Methodisch greift sie auf qualitative Interviews und ethnografische Beobachtungen zurück (u.a die Methode der Story Completion). Es folgte eine rege Diskussion zur Offenlegung von Behinderungen und zur Theorie Crip Spacetime. Es wurde darüber hinaus gemeinsam überlegt, wie man eine diverse Gruppe von Menschen mit Print Disabilities am besten erreichen kann.

Vernetzungsaufruf zu Disability History in Museen

Im letzten Slot, der von Angela Wegscheider moderiert wurde, stellte Jennie Carvill Schellenbacher die Arbeit des Hauses der Geschichte Österreichs und des Wien Museums zu Disability History und die Arbeit in Bezug zu Barrierefreiheit vor. Das zentrale Anliegen ihres Beitrages ist die Vernetzung zu Disability History in Museen. Sie und Vanessa Tautter wollen eine Arbeitsgruppe gründen, die sich mit der Geschichte von Behinderung in musealen Kontexten beschäftigt, um Austausch, Best Practices und Sichtbarkeit von Disability History in Museen zu fördern. Wichtige Beiträge zu inhaltlicher Barrierefreiheit, Storytelling, institutioneller Verankerung folgten, abgerundet durch weitere Beispiele aus der Museumsarbeit. Das erste online Arbeitsgruppentreffen zu Disability History in Museen ist für 16.06.2025 um 16h geplant. Für den Zugangslink, bitte um Anmeldung bei jennie.schellenbacher@wienmuseum.at.

Den Abschluss der Forschungswerkstatt bildete ein Überblick über die Arbeit von DiStA und die Einladung zur aktiven Mitarbeit. Disability Studies Austria – DiStA – ist eine Arbeitsgruppe und Koordinationsplattform von Menschen, die im Sinne der Disability Studies forschen und arbeiten. Das nächste Treffen findet im Zuge der ALTER Conference am 8. Juli um 10:30h im Agnes-Heller-Haus, Innrain 52a Innsbruck und auch hybrid statt. Bitte um Anmeldung für den Zugangslink bei angela.wegscheider@jku.at

Wir danken allen Teilnehmenden und Vortragenden für ihre Beiträge und die gemeinsame Veranstaltung! In den kommenden Wochen werden auf dem DiStA-Blog einige der Vortragenden ihre Beiträge veröffentlichen.

 

Disability in Local and Global Contexts – Nordic Network on Disability Research Conference

Eröffnung der NNDR Conference

Im Mai 2025 fand in Helsinki mit über 700 Teilnehmenden die 17. Nordic Network on Disability Research Conference des gleichnamigen Netzwerks (NNDR) statt.

Einige Wissenschaftler-innen, die in Österreich im Bereich der Disability Studies forschen, waren mit Beiträgen vertreten, unter anderem:

Anna Ajlani (Universität Linz) mit Navigating digital inclusion: Sociotechnical constellations in the daily lives of people with print disabilities
 

Nicolas Hauer (Universität Wien) mit Perspectives of people with learning disabilities on inclusion and employment in Austria.

Johannes Müller, Sabine Mandl, Oliver Koenig (Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten) mit Embracing Minor Gestures: Co-Creating Dimensions of Inclusive Work Through Slow Research

Rahel More (Universität Graz) mit Child welfare services, disabled children, and their families: An international comparative social policy analysis.

Simon Reisenbauer, Sabine Mandl, und Oliver Koenig (Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten) mit Struggles for independence. Narratives in peri- and postpandemic times of crisis.

Angela Wegscheider (Universität Linz) zusammen mit Marte Feiring mit Radical ideas of early disability activists.

Sabine Weiß (Universität Wien) mit The transition of students with disabilities to university from a Bourdieusian perspective.

Die Abstracts der einzelnen Beiträge sind hier nachzulesen.

 

Einladung zum Disability Studies Vernetzungstreffen

 
DiStA (Disability Studies Austria) und Netzwerk Disability Studies (Deutschland) veranstalten im Rahmen der ALTER Konferenz an der Universität Innsbruck am Dienstag, 8. Juli von 10:00 bis 11:30 Uhr ein Vernetzungstreffen. Wir laden Studierende, Nachwuchsforscher-innen und fortgeschrittene Forscher-innen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und dem weiteren Ausland herzlich dazu ein. Mit diesem Treffen möchten wir Menschen zusammenbringen, die im Bereich der Disability Studies in Österreich und anderen deutschsprachigen Ländern arbeiten.
 
Das Vernetzungstreffen bietet viel Raum für Diskussion und Austausch. Das Treffen, das im Rahmen der ALTER-Konferenz stattfindet, wird auf Deutsch abgehalten und steht allen offen, die sich für Disability Studies und Forschung zu Behinderung zu deutschsprachigen Ländern interessieren.
 
Das Treffen beginnt mit einem Überblick über die Ziele, Strukturen und Arbeitsweisen von DiStA und des Netzwerks Disability Studies. Dieser Überblick wird ergänzt durch eine politische Analyse sowie einen Bericht über die bisherigen Aktivitäten. Darüber hinaus wollen wir mit den Teilnehmer-innen die Situation der Lehre an Universitäten und Hochschulen als auch die Situation der Forschung und Forschungsförderung in den deutschsprachigen Ländern in Bezug auf die Disability Studies diskutieren. Während des Treffens wollen wir Ideen und Anregungen für zukünftige Aktivitäten von DiStA und des Netzwerks Disability Studies sammeln.
 
Sollte es allgemeine Fragen oder Fragen hinsichtlich Bedarf an ÖGS-Dolmetschdiensten geben, bitte wenden Sie sich an angela.wegscheider@jku.at oder Bertold-Peter.Scharf@hs-bremen.de
Um Anmeldung per Email wird gebeten – bitte auch an eine der angegebenen Email-Adressen.
 
Der genaue Raum wird noch bekannt gegeben und ist barrierfrei zugänglich. Eine Teilnahme an dem Treffen wird auch per Zoom ermöglicht: https://hs-bremen.zoom-x.de/j/62956163384 Kenncode: 367965 Wir hoffen, wir bekommen eine gute Verbindung hin und freuen uns auf eure Teilnahme.
 
Liebe Grüße
das Organisationsteam: Laura, Volker und Angela (für DiStA) sowie Bertold und Karin (für Netzwerk Disability Studies)

Vortrag „Partizipativ und emanzipatorisch, Ansprüche im Kontext der Disability Studies“ von Volker Schönwiese

Am 13. Februar 2025 referierte Volker Schönwiese an der Forschungswerkstatt PARTIZIPATIVE FORSCHUNG organisiert vom Institut für Bildungswissenschaft, Universität Wien. Das Programm und der Ablauf.

Volker Schönwiese stellt die Präsentation zur Verfügung

Wir empfehlen auch seinen Beitrag : Schönwiese, Volker (2018). Partizipativ und emanzipatorisch – Ansprüche an Forschung im Kontext der Disability Studies. In: Brehme, D.; Fuchs, P.; Köbsell, S.; Wesselmann, C. Disability Studies im deutschsprachigen Raum. Zwischen Emanzipation und Vereinnahmung, Beltz (pdf als open access)

Einladung zur DEPOT-DISKUSSION: „Barrieren sprengen! – Allianzen bilden!“ am Mittwoch, den 12.03.25 ab 19:00h im Depot Kunst und Diskussion Wien

Das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Barrierefreiheit hat auch die Wiener Kulturszene erreicht. Bisher wurden Maßnahmen besonders von engagierten Einzelpersonen vorangetrieben, welche sich ihr Wissen selbstständig aneignen. Diesem zerstreuten Wissen der Kulturarbeit haben sich einige Initiativen angenommen. Wie können Kräfte am besten gebündelt werden, um Veränderung voranzubringen? Welche Forderungen müssen gestellt werden?

Link zum Nachhören:   https://depot.or.at/en/archive   

Es diskutieren:

Julia Haimburger, Kunstvermittlerin, Österr. Galerie Belvedere, Wien
Elisabeth Magdlener, Kulturwissenschafterin, Verein CCC**, Wien
Jennie Carvill Schellenbacher, ARGE Inklusives Museum, Wien Museum
Moderation: Julischka Stengele, Künstlerin und Performerin, Wien

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Veranstaltungen zum Schwerpunkt 2025: Allianzen bilden! PROGRAMM – Depot

Informationen zur Barrierefreiheit vom Deport sind hier zu finden: ÜBER UNS – Depot

Publikationen zu Deaf History

Wir möchten zwei aktuelle Publikationen im Bereich der Deaf History vorstellen.

„Deaf History“ als Wissenschaftsgeschichte. Die Teilhabe gehörloser Menschen an Fachdiskursen über Taubheit im geteilten Deutschland (2024) von Anja Werner

Die Habilitationsschrift beleuchtet die unterschiedlichen sozialen, politischen und kulturellen Kontexte in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR und zeigt auf, wie Gehörlose nicht nur als Objekte wissenschaftlicher Betrachtung, sondern auch als aktive Akteure in Fachdiskursen agierten. Mit einem interdisziplinären Ansatz verknüpft die Autorin Perspektiven aus der Disability History, Wissenschaftsgeschichte und Deaf Studies.

Anja Werners Werk liefert nicht nur eine wertvolle Ergänzung zur Deaf History, sondern trägt auch zur Reflexion über die Machtverhältnisse und Ausschlussmechanismen innerhalb der Wissenschaftsgeschichte bei. Es stellt eine wichtige Ressource für Forschende, Studierende und Interessierte dar, die sich mit Disability Studies, Deaf Studies und der deutschen Zeitgeschichte befassen.

Das Buch hat auch einen Österreichbezug. Die österreichischen Forscher-innen Ingeborg Hochmair-Desoyer und Erwin Hochmair entwickelten das erste elektronische Multikanal-Cochlea-Implantat und gründeten 1989 für die Vermarktung die Firma MED-EL in Innsbruck. 

https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-7314-2/deaf-history-als-wissenschaftsgeschichte/

Unsichtbare Geschichte(n) sichtbar machen. Gehörlose und schwerhörige Menschen im deutschsprachigen Raum vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, Hrsg. von Anja Werner und Marion Schmidt (2024)

Dieser Sammelband enthält Beiträge zur Geschichte gehörloser und schwerhöriger Menschen im deutschsprachigen Raum. Von den gesellschaftlichen Herausforderungen und den Kämpfen um Inklusion bis hin zu kulturellen und politischen Errungenschaften beleuchtet der Band die Lebenswelten und Perspektiven einer oft übersehenen Gemeinschaft.

Die Beiträge der Autor-innen beleuchten zentrale Themen wie Bildung, Arbeit, Kommunikation und die Entstehung einer starken, selbstbewussten Gehörlosenkultur im Laufe der Geschichte. Zu jedem Beitrag gibt es eine Zusammenfassung in Deutscher Gebärdensprache (DGS) aller Beiträge: https://www.uni-erfurt.de/philosophische-fakultaet/seminare-professuren/historisches-seminar/professuren/neuere-und-zeitgeschichte-und-geschichtsdidaktik/barrierefreiheit-gehoerlosengeschichte/dfg-netzwerk-gehoerlosengeschichte/dgs-videos-unsichtbare-geschichten-sichtbar-machen

Das Buch bietet nicht nur historische Einblicke, sondern thematisiert auch durchaus aktuelle Fragen: Wie hat sich das Verständnis von Gehörlosigkeit in verschiedenen Bereichen gewandelt? Welche Rolle spielen Gebärdensprachen und wie gestalten sich die Kämpfe um Anerkennung und Gleichberechtigung in der heutigen Zeit?

Das Buch enhält auch zwei Beiträge, die einen direkten Österreichbezug haben: Lisa Maria Hofer schreibt über gehörlose Menschen in Linz (Oberösterreich) im 19. Jahrhundert (Schulalltag und Lebenswege in Linz 1812-1869) und Natalie Zechner über die Entwicklung der Schwerhörigenpädagogik in Österreich.

https://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wissenschaft/geschichte/unsichtbare_geschichten_sichtbar_machen-18145.html

Neuer Artikel erschienen

Wir möchten Sie auf den Artikel von Lisa Maria Hofer in der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften (Bd. 35 Nr. 3 2024) aufmerksam machen. Der Band ist insgesamt für die Disability Studies spannend, er widmet sich der  Intersektionalität. Perspektiven aus Geschichtswissenschaften und Geschichtsdidaktik: Bd. 35 Nr. 3 (2024): Intersektionalität. Perspektiven aus Geschichtswissenschaften und Geschichtsdidaktik | Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften

Lisa Maria Hofer fordert in ihrem Artikel neue historische Methoden zur Untersuchung von Behinderung aus einer intersektionalen historischen Perspektive. Das Linzer „Institut für Taubstumme“ dient als Fallstudie mit zwei Mikrobiografien aus dem 19. Jahrhundert und einer neuen semi-partizipativen Methode, die die Gehörlosengemeinschaft einbezieht. Der Artikel soll zeigen, inwieweit das Erfahrungswissen der Betroffenen einen Mehrwert für die Interpretation der Geschichte der Behinderung darstellen kann. Das Erfahrungswissen wird in einem semi-partizipativen Prozess gesammelt. Das Verfahren und der theoretische Hintergrund werden im Artikel beschrieben und angewendet.

Hier gehts zum Artikel: OeZG-2024-35-3-7_Hofer