Ein Bericht von Dominika Krejs
Der Weg dorthin und das Ankommen
Gespannt machte ich mich am ersten Tag auf die Reise zur FH St. Pölten mit dem Zug und anschließend zu Fuß vom Bahnhof zur FH. Was zwar eine idyllische grüne Strecke mit einem Stück entlang eines Baches ist und mit meinen 50% Behinderung aufgrund Multipler Sklerose auch eine schaffbare Strecke ist, die ich ohnehin jeden Tag absolvieren soll: 7000 Schritte. Aber vermutlich nicht für jeden behinderten Menschen zu bewältigen, weswegen zwecks der der barrierefreien Erreichbarkeit ein Hinweis dazu auf der Einladung sicherlich hilfreich gewesen wäre.
Der Veranstaltungsort, die FH St. Pölten erstrahlte als prunkvoller, moderner Neubau mit seinen ebenso adrett gekleideten Studierenden, die rein optisch betrachtet nicht den Eindruck erweckten, dass es sich um eine radikale, selbstorganisierte Politgruppe handelte, die diese Konferenz organisierte, sondern um die hierarchisch strukturierte, heteronormative Institution Universität. Den Slogan der Behindertenbewegung „Nichts über uns ohne uns“, fand ich erstmal also nirgends. Umso mehr begeisterte mich das Programm dieser Konferenz im Lauf des Tages. Aber von Beginn an: vor 9h herrschte im Hauptraum, dem Zentrum noch leichtes Chaos: die Stationen wurden fertig aufgebaut und ich wusste als Besucherin erstmal noch nicht wohin mit mir. Das kleine, handliche Konferenzprogramm – ein Zettel – ließ mich einen Plan schmieden, welche Vorträge und Workshops ich besuchen wollte.
Interessante Einblicke in die Umsetzung von Leichter Sprache
Als erstes sprach die Behindertenanwältin Christine Steger einführende Worte, dass Selbstbestimmung lange Zeit kein Thema war in der österreichischen Gesellschaft, was sich erst 2005 mit dem Bundesbehindertengleichstellungsgesetz änderte, das 2006 durchgesetzt wurde, aber zahnlos blieb. Seit 2008 gilt die UN-Behindertenrechtskonvention, für die es allerdings einen Prozess gebraucht hätte, wie sie in nationales Gesetzt eingearbeitet werden kann. Besonders faszinierte mich der Vortrag zu „Bildgestützten Zusammenfassungen“: Mit Zeichnungen soll das Verstehen erleichtert werden. Simple Zeichen wurden dafür veranschaulicht eingesetzt. Dasselbe Ziel verfolgte auch der Workshop zu „Leichter Sprache“: Im Fokus standen die Fragen „Welche Angebote in leichter Sprache es gibt und wo solche Angebote fehlen in Niederösterreich.“ Bei der letzten Landtagswahl gab es z.B. eine Info in leichter Sprache. Die Städte Salzburg und Innsbruck haben z.B. Buttons zur Übersetzung in leichte Sprache auf ihrer Homepage. Das Land Oberösterreich hat alle seine Sozialbescheide in leichter Sprache, die schon so ausgeschickt werden. Ebenfalls die APA und die Arbeiterkammer haben Redakteur-innen, die in leichter Sprache formulieren.
Besonders wertvoll war der Vortrag dazu von Helga Mock, die im Büro für leichte Sprache OKAY in Bozen arbeitet. Sie erklärte, dass bei „Leichter Sprache“ nur Hauptsätze verwendet werden, sowie alle Fremdwörter erklärt werden. Laut der UN-Behindertenkonvention ist barrierefreie Kommunikation bzw. leichte Sprache ein Recht. Immer mehr Ämter und Vereine haben also begonnen wegen Übersetzungen in leichte Sprach anzufragen. Bei OKAY arbeiten Übersetzer-innen und Prüfer-innen: Aufträge können an OKAY gegeben werden, die damit nach den Regeln von Inclusion Europe und dem Duden für leichte Sprache arbeiten. Auftraggeber-in kann beispielweise das Land Südtirol oder ein Museum sein. OKAY bietet weiters an: Simultan-Dolmetsch, Broschürengestaltung, Beratung bei Websites, Texte für Videos schreiben, Videos untertiteln, Kurse und Fortbildungen anbieten und Korrektorate und Lektorate. Wie kann von der Verwendung leichter Sprache überzeugt werden beispielsweise in der Politik oder in Kulturvereinen? Fest steht, leichte Sprache ist kund-innenorienterter und alle gewinnen. Sie geht weg von Stigmatisierung. Es betrifft uns alle.
Barrierefreiheit von Dokumenten für sehbehinderte Nutzer-innen
Mein letzter besuchter Workshop zu „Barrierefreien Dokumenten“ von der vom Land NÖ ausgezeichneten Agentur für grüne und inklusive Kommunikation war nicht so ertragreich wie von mir erhofft, weil sich die Barrierefreiheit von Dokumenten ausschließlich auf sehbehinderte Nutzer-innen bezog. Interessant aber jedenfalls Einblick zu bekommen, welche vielfältigen Möglichkeiten Power Point in Bezug auf Design (Farbe, Typographie und Lesbarkeit), sowie Struktur und Gliederung für eine bessere Verständlichkeit bieten.
Fazit
Ein wichtiges Vernetzungstreffen waren die Aktionstage Inklusion an der FH St. Pölten allemal. Wenn auch die Einplanung von mehreren und etwas längeren Pausen freundlicher für die Teilnehmenden gewesen wären; denn Behinderung kann vieles bedeuten v.a. wenn sie unsichtbar ist.
Ich habe Interesse an ihrer nächsten Veranstaltung
Hallo, danke für dein Interesse. Wir haben über die Inklusionswoche an der FH St. Pölten berichtet und sind nicht Veranstalter. Die nächste Inklusionswoche wird wahrscheinlich wieder in der ersten Maiwoche sein. Am besten den Veranstaltungskalender der FH Ende April checken: https://www.fhstp.ac.at/de/newsroom/newsroom_events_view LG Angela