Disability Studies in Österreich. Ein Nachbericht zur Ringlehrveranstaltung in Linz

Am 29. und 30. Mai ging die von der Johannes Kepler Universität und der Universität Salzburg organisierte Ringlehrveranstaltung zu Disability Studies in die zweite Runde. Zentrale Themen der forschungsorientierten Lehreveranstaltung waren Repräsentation sowie Kunst und kulturelle Formen. Es gab ein reges Interesse, zeitweise hörten in der Linzer Tabakfabrik über 120 Menschen zu.

Die Disability Studies ist ein inter- und transdisziplinärer Wissenschaftsansatz, der weniger an der individuellen Beeinträchtigung interessiert ist, sondern Barrieren, Ausgrenzungsprozesse, Macht- und Herrschaftsstrukturen, Wechselwirkungen von Beeinträchtigung und Umwelt und gesellschaftliche und kulturelle Aspekte untersucht. Noch gibt es weder in Linz noch in Salzburg regelmäßig Lehrveranstaltungen in diesem Bereich.

Am Freitag hielt Univ.-Prof. i.R. Dr. Volker Schönwiese den Eröffnungsvortrag zu Repräsentation von Behinderung und die Auswirkungen auf die Politik. In dem folgenden Vortrag setzte sich Mag.a Isabelle Garde kritisch mit der aktuellen „Inklusiven Entwicklungsarbeit“ auseinander. Sie analysierte Kampagien in diesem Bereich und identifizierte dabei koloniale, defizitorientierte Stereotypen bei der Darstellung von Behinderung.

Am Abend veranstalte das Team von SWAYING – non-aligned bodies and contemporary performance eine Improvisation mit Poesie, Musik und Tanz im Studio von SILK fluegge. Mixed-abled Tanzgruppen, Musiker/innen von der Bruckner Uni und Poetry-Künstler zeigten dem staunenden Publikum wie zirkulärer Call and Response funktioniert.

Am zweiten Tag der Linzer Ringlehrveranstaltung befassten sich die Vorträge vor allem mit kulturelle Formen, Musik und Tanz. Der Soziologe Siegfried Bachmayer gebärdete den Vortrag über Gebärdensprache und Gehörlosenkultur. Er zeigte auf, dass diese subkulturelle Sprachminderheit in Österreich noch immer strukturell benachteiligt ist. Die Musikwissenschafterin Anna Benedikt stellte ihr Dissertationsprojekt Behinderung und Musik im 20. und 21. Jahrhundert vor. Sie thematisierte zum einen die Darstellung, Rezeption und Konstruktion von Menschen mit Behinderungen auf Konzertbühnen, zum anderen zeigte sie neue produktive, kompositorische und interpretatorische Umgänge mit Behinderung in der Musik. Am Nachmittag referierte der Philosoph, Tänzer und Choreograf Michael Turinsky über die ästhetische und politische Relevanz von inklusivem Tanz. Der Vortrag von Eva Egermann befasste sich mit Behinderung in der Popkultur. Den Abschluss der Ringveranstaltung bildete eine mix-abled Liveperformance – mit Einbeziehung des Publikums – von den Künstlerinnen Elisabeth Löffler und Barbara Kraus.

 

Weitere Infos und eine Beschreibung der Vorträge werden unter http://www.jku.at/gespol/disabilitystudies bereitgestellt.

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