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Neuerscheinung: Das erste Buch über den Nationalsozialismus in Österreich in Leichter Sprache

 

Der Historiker Gunnar Mertz und die Übersetzerin in Leichter Sprache Lina Maisel haben die erste leicht verständliche Gesamtdarstellung der NS-Zeit in Österreich verfasst.

Das Buch ist in acht Kapitel unterteilt, die einzeln gelesen werden können. Sie behandeln Themen wie den Nationalsozialismus, den „Anschluss”, Verfolgung und Vernichtung, Menschen mit Behinderungen, den Zweiten Weltkrieg, Widerstand, Befreiung und Erinnerung. Am Ende des Buches befindet sich ein Wörterbuch, das schwierige Wörter erklärt, die im Text fett markiert sind. Es ist im Haymon Verlag erschienen und gratis als pdf downloadbar: http://www.inklusiv-erinnern.at/ 

Mit diesem Buch wollen die Autor-innen Pionierarbeit leisten und ein Vakuum in der politischen Bildung in Österreich füllen. Die Mitverantwortung Österreichs am Holocaust und am Zweiten Weltkrieg steht außer Frage, ebenso die damit verbundene Verantwortung, Forschungs- und Bildungsarbeit zu betreiben. Das Recht auf Bildung obliegt allen Menschen. Egal, ob sie von funktionalem Analphabetismus, Lernschwierigkeiten oder eingeschränktem Sprachverständnis betroffen sind. Die Leichte Sprache macht ein vielschichtiges Thema verständlich und begreifbar. Sie eröffnet allen die Möglichkeit, komplexe Inhalte zu verstehen und überwindet damit Barrieren in der Bildung.

Das Buchprojekt war inklusiv ausgelegt: Menschen mit Behinderung waren in allen Phasen beteiligt und haben den Text auf Verständlichkeit überprüft. Zudem beriet ein Fachbeirat auf inhaltlicher Ebene. Das Buch wurde vom Bundeskanzleramt, dem Sozialministerium sowie dem National- und Zukunftsfonds gefördert.Ich habe dem Fachbeirat angehört.

Ich finde das Buch sehr gelungen: Der Inhalt des Buches ist auf das Wesentliche fokussiert, es ist gut geschrieben und grafisch gut aufbereitet. Es ist für ALLE mit Sicherheit sehr lesenswert.

In Leichter Sprache lesen:

Leicht verständliche Geschichte In dem Buch geht es um:
Das größte Verbrechen der Geschichte.
Es gab Millionen Morde.
Es geht um den National-Sozialismus in Österreich.
Es ist das erste Buch zu dem Thema in Leichter Sprache.
Es erzählt leicht verständlich: Was passierte damals in Österreich?
Was war der 2. Welt-Krieg?
Welche Folgen hat diese Zeit bis heute?
Der National-Sozialismus gehört zu unserer Geschichte.
Es ist wichtig, etwas darüber zu wissen und sich zu erinnern.
Damit wir die heutige Zeit besser verstehen.
Und solche Verbrechen nie wieder passieren.
Viele Menschen sind vom Wissen über Geschichte ausgeschlossen.
Mertz und Maisel machen Geschichte für mehr Menschen zugänglich.
Das Buch ermöglicht mehr Teilhabe an der Erinnerung.

Politik gestaltet Bildungswege

Lisa Maria Dickinger, Absolventin des Studiums Sozialwirtschaft an der Johannes Kepler Universität Linz, hat eine Masterarbeit zu Schulerfahrungen von Menschen mit Behinderungen im Zeitverlauf erstellt. Der Zeitraum der Untersuchung umfasste die 1950er bis zu den 2000er Jahren.

In ihrer Arbeit geht Dickinger der Frage nach, wie sich die bildungs- und sozialpolitischen Maßnahmen in Bezug auf Schule und die Erfahrungen in der Schule für Menschen mit Behinderungen über die Zeit verändert haben und welche Barrieren, Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten sich daraus ergaben. Sie hat sich dazu zuerst mit den gesetzlichen Rahmenbestimmungen zur Schulbildung und zur Sozialpolitik von Kindern mit Behinderungen von den 1950er bis zu den 2000er Jahren befasst. Dann hat sie die Passagen aus zehn lebensgeschichtlichen Interviews ausgewertet und die Ergebnisse miteinander verglichen.

Die Interviews mit dem Schwerpunkt Leben mit Behinderung(en) wurden im Auftrag der Österreichischen Mediathek und in Kooperation mit dem Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim gesammelt: Fünf Männer und fünf Frauen erzählten ihre Biografie. Sie sprachen von Kindheit und Familie, von Feiertagen und Reisen, von Schulausbildung und Hobbies, von Beziehungen und Arbeitsalltag sowie von Sehnsüchten, Wünschen und Träumen. Die zehn Interviews sind in der Mediathek als Audio- oder Videointerview gesammelt zugänglich.

Link zur Masterarbeit

Kurzfilm von der ersten Schule für Menschen mit Lernschwierigkeiten

Von der Kretinenanstalt zur Inklusion – ein Kurzfilm informiert über die europaweit erste Einrichtung für Menschen mit Lernschwierigkeiten bis hin zur heutigen Inklusionspädagogik:  „Bildung inklusive“

Die Historikerin Lisa Maria Hofer hat die Geschichte dieser Schule erforscht, im Film sehen wir die Quellen und die Entwicklung. Johannes Hollweger und Sabine Thaler sind junge Menschen mit Lernschwierigkeiten, sie erzählen über Bildung und Ausbildung für Menschen mit Lernschwierigkeiten heute. Robert Schneider-Reisinger von der Pädagogischen Hochschule Salzburg kommt zum Thema Inklusionspädagogik heute zu Wort.

Kretin oder Ketinismus war damals eine Beschreibung eines Krankheitsbildes. Heute wird der Begriff nicht mehr verwendet und als abwertend empfunden. Auch was damals noch großer Fortschritt war, nämlich dass es eigene Unterrichtsanstalten für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen gab, ist heute längst nicht mehr zeitgemäß.

Gotthard Guggenmoos gründete in Salzburg die erste Schule für Kinder mit Lernschwierigkeiten, im Jahr 1816 zunächst in Hallein, sowie mit Gehörschädigung eine private Schule. 1829 wurde die Schule nach Salzburg in die Judengasse 63 verlegt. Die Schule bekam keine öffentliche Förderung. Warum es die Schule gab, lag hauptsächlich am Engagement des Lehrers Guggenmoos.

Siehe: Hofer, Lisa Maria: „Die Schuljugend erscheint […] in Feyertagskleidung, vorzüglich reinlich gewaschen und gekämmt.“ Zwischen Appeasement-Pädagogik und Inklusion im Salzburger Elementarschulwesen von 1810 bis 1830. (Masterarbeit Univ. Salzburg 2018)

Bildung inklusive

Filmpremiere, Vortrag und Gespräch am Di, 5. Juli 2022, 18 bis ca. 19:30 Uhr in Schloss Mirabell, EG, Pegasus-Zimmer, Eingang 7, Salzburg

Einladung zur Premiere des Kurzfilmes über die europaweit erste Einrichtung für Menschen mit Lernschwierigkeiten – die damals sogenannte „Kretinenanstalt“.

Lisa Maria Hofer hat die Geschichte dieser Schule erforscht, im Film werden Quellen gezeigt, sie erzählt im Vortrag darüber. Der Film zeigt auch, wie sich Inklusionspädagogik entwickelt hat.

Barrierefrei zugänglich, auf Wunsch Übersetzung in Gebärdensprache möglich. Eintritt frei. Eine Veranstaltung im Monat der Vielfalt: www.stadt-salzburg.at/monatdervielfalt

Lesetipp für alle die mehr über die Geschichte von Menschen mit Lernschwierigkeiten in Salzburg lesen wollen: Inghwio aus der Schmitten: Schwachsinnig in Salzburg. Zur Geschichte einer Aussonderung Verlag UMBRUCH. WERKSTATT für Gesellschafts- und Psychoanalyse, Salzburg 1985, bidok – Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet: http://bidok.uibk.ac.at/library/schmitten-schwachsinnig.html