Jedes Jahr organisiert ALTER European Society for Disability Research eine Konferenz, an der sie Forscher-innen aus vielen Ländern zusammenbringt, um wissenschaftliche Erkenntnisse und Ideen zu Behinderung und Gesellschaft auszutauschen. Die 11. Konferenz widmete sich dem Thema „Sicherheit, Autonomie und Emanzipation: eine (un)mögliche Allianz? und fand von 28. bis 30. Juni 2023 an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) auf dem Condorcet-Campus in Aubervilliers statt. Die Beiträge erstreckten sich über viele Disziplinen und deckten eine breite Palette an sozialen, politischen, kulturellen, historischen, philosophischen und menschenrechtlichen Perspektiven ab. Ein besonderes häufig vorkommendes Thema war die disjunktive Allianz von Sicherheit, Autonomie und Emanzipation in sozialen Diensten, die der Staat für Menschen mit Behinderungen bereitstellt.
Genau mit diesem Fokus vor Augen erarbeiteten Matthias Forstner und Angela Wegscheider, beide von der Johannes Kepler Universität Linz und bei DiStA aktiv, ein Paper mit Modellen zu Erklärung und Analyse von Social Service Relations. Sie untersuchten und theoretisierten Perspektiven bezüglich Autonomie und Paternalismus in den Disability Studies, der Medizinethik und der feministischen Therorie und analyisierten mit diesen die österreichische Behindertenpolitik und den sozialen Diensten für Menschen mit Behinderungen. In ihrer Präsentation auf der ALTER-Konferenz stellten sie die erarbeiteten Modelle als analytische Linse für die Untersuchung von sozialen Diensten vor, welche die Verortung ihrer Charakteristik in Bezug auf Sicherheit und Schutz als auch Autonomie und Selbstbestimmung ermöglichen sollen. Die Ergebnisse ihrer Analyse zeigen, dass sich drei Perspektiven auf Behinderung in Bezug auf Autonomie und Paternalismus in Österreichs Behindertenpolitik und sozialen Diensten für Menschen mit Behinderungen widerspiegeln: die medizinisch orientierte, die libertäre und die menschenrechtsbasierte.