In österreichischen Museen und historischen Sammlungen wurden die Erfahrungen von Menschen mit Behinderungen lange Zeit marginalisiert. Dieser Beitrag stellt einen neuen Sammlungsschwerpunkt des Hauses der Geschichte Österreich (hdgö) zur Disability History vor, der diese Aspekte der österreichischen Geschichte nun besser sichtbar und zugänglich machen soll. Das Disability History Projekt beschäftigt sich mit der Geschichte von Menschen mit Behinderungen in Österreich und untersucht auch gesellschaftliche Vorstellungen davon, was als Behinderung betrachtet wurde/wird, sowie was das kulturell, politisch und sozial bedeutet.
Mit diesem Schwerpunkt zur Disability History sammelt das hdgö Objekte zu Erfahrungen und zum politischen, kulturellen und sozialen Engagement und Aktivismus von Menschen mit Behinderungen. Die Objekte sollen sichtbar machen, wie sich diese für Veränderungen der persönlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse einsetzen, welche Möglichkeiten es dafür gibt und auf welche Herausforderungen sie dabei stoßen. Ausführliche Oral-History-Interviews dokumentieren zusätzlich die Perspektiven von Menschen, die mit diesen Objekten zu tun haben, um ihre Geschichten aufzuzeichnen, zugänglich zu machen und langfristig zu erhalten. Der zeitliche Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf den letzten Jahrzehnten bis heute, um mit Zeitzeug*innen sprechen zu können und ihre Erfahrungen über die gesammelten Objekte durch die Interviews festzuhalten. Daraus folgt aber keine strikte Einschränkung: Das Disability History Project sammelt auch ältere Objekte der Zeitgeschichte ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die wichtige Aspekte der Disability History aufgreifen und die Agency von Menschen mit Behinderungen in den Mittelpunkt rücken.
Die gesammelten Objekte und Geschichten des Disability History Projects sollen in Zukunft zentral in die Ausstellungsgestaltung sowie die Vermittlung des hdgö einfließen. Außerdem werden sie ein Teil der österreichischen Bundessammlungen, wodurch sie dauerhaft gesichert werden.