Der vorgeschlagene Vortrag widmet sich feministischen Debatten um Fragen von Nicht/Behinderung in den 1980er Jahren in Österreich und Deutschland. Anhand von Quellen wie der Dokumentation der 5. Österreichischen Frauensommeruniversität 1988 in Linz oder frühen Auseinandersetzungen wie dem Sammelband „Geschlecht: behindert, besonderes Merkmal: Frau“ (1985) gehe ich der Frage nach, wie in der frühen Frauenbewegung sowie der Selbstbestimmt-leben-Bewegung der Zusammenhang von Behinderung und Geschlecht ausgehandelt wurde.
Welche Narrative zur doppelten Diskriminierung von Frauen mit Behinderungen wurden in dieser Phase entwickelt? Und in welcher Weise kritisierten Frauen mit Behinderungen feministische Konzepte von Autonomie und Selbstbestimmung, die einen ‚abled body‘ implizit als Ausgangspunkt emanzipatorischer Politiken setzten?
Präsentiert wird ein kurzer Ausschnitt aus einem Forschungsprojekt zu Wissensproduktion, Aktivismus und Subjektivierungen von Menschen mit Behinderungen zwischen den 1970er und 1990er Jahren im deutschsprachigen Raum aus einer intersektionalen Perspektive. Das Projekt verfolgt mehrere Ziele: Erstens soll damit aktiv in die zeithistorische Forschung in Österreich interveniert werden, die die Kategorie DisAbility bisher weitgehend ignoriert. Zweitens sollen besonders der Aktivismus und die Wissensproduktion von Frauen mit Behinderungen im Fokus stehen. Drittens will das Projekt Gewissheiten über Entwicklungen und Debatten innerhalb von Frauenbewegungen verunsichern und neu perspektivieren.